Daniel Trappitsch (57) tobte bereits gegen das Impfen, als Corona für die meisten noch ein Bier war. Der Naturheilpraktiker aus St. Gallen hat sich schon lange vor der Pandemie als Impfgegner einen Namen gemacht und diverse Bücher zum Thema geschrieben. Nun will er in Buchs SG Stadtpräsident von rund 13'500 Einwohnerinnen und Einwohnern werden. Nach 15 Jahren tritt der dortige SP-Stapi Daniel Gut (64) per Ende Februar 2023 zurück.
Trappitsch ist nicht der einzige aus der Skeptiker-Szene, der den Sprung in die Politik versucht. Im Gegensatz zu vielen seiner Mitstreiter ist er allerdings keiner, der sich erst im Zuge der Corona-Massnahmen radikalisiert hat. Er engagiert sich seit Jahren im impfkritischen «Netzwerk Impfentscheid». Bei der Abstimmung über das Epidemiengesetz 2013 – jenes Gesetz, das die rechtliche Grundlage für den Grossteil der Pandemie-Massnahmen bildete – war er federführend beim Referendum dagegen.
Ein alter Bekannter
Trappitsch versucht nicht das erste Mal, in ein politisches Amt gewählt zu werden. 2015 kandidierte er für den Nationalrat – allerdings erfolglos.
Schon in der Vergangenheit hat er mit einer Nähe zu Verschwörungstheorien für Schlagzeilen gesorgt. Etwa beim Ebola-Ausbruch 2014. Damals verbreitete er Videos, welche die Opfer verhöhnten und liess sich bezüglich Impfung zitieren, sie enthalte «kleine Bioroboter» und sei «Gentechnik direkt im Körper.»
Zahlte keine Krankenkasse
Während Corona sorgte Trappitsch für Aufmerksamkeit, weil er sich weigerte, Krankenkasse und Steuern zu bezahlen – «aus politischen Gründen». Angesichts seiner Kandidatur fürs Stadtpräsidium ist es mit seiner Abgrenzung gegenüber der Gesellschaft offensichtlich wieder vorbei. Laut Medienberichten bezahlt er die Rechnungen inzwischen wieder. Trappitsch gehört zudem zu den Gründungsmitgliedern von «Aufrecht Schweiz», einer Bewegung, die dem Bundesrat wegen der Corona-Massnahmen Missachtung der Menschenrechte vorwarf.
Was Trappitsch abgesehen von Gesundheitsthemen in der Lokalpolitik im St. Galler Rheintal bewegen will, ist unklar. Für Blick war er wegen einer Ferienabwesenheit nicht erreichbar. «Wenn man in der Schweiz etwas verändern will, muss man im Kleinen anfangen», gab er dem «St. Galler Tagblatt» zu Protokoll. Die nationale Politik sei festgefahren und gekauft.
Chancen sind schlecht
Ein Teil der Buchserinnen und Buchser dürfte zumindest Trappitschs Kritik an den Corona-Massnahmen teilen. Die zwei Referenden gegen das Covid-Gesetz waren zwar auch hier nicht erfolgreich, allerdings vergleichsweise knapp: 51, respektive 52 Prozent der Stimmberechtigten winkten das Gesetz durch, national lag die Zustimmung bei jeweils 60 Prozent und mehr.
Dass sich das in einen Wahlerfolg Trappitschs übersetzen lässt, ist allerdings unwahrscheinlich. Am 25. September tritt er neben dem parteilosen Unternehmer, Rolf Pfeiffer (53), sowie dem Uznacher Mitte-Gemeindepräsident Diego Forrer an. Beide wurden im Gegensatz zu Trappitsch von einer Findungskommission der vier Ortsparteien vorgeschlagen. Pfeiffer ist ein Buchser, der in der Stadt an der Grenze zum Fürstentum Liechtenstein fest verankert ist. Forrer war einst Schulratspräsident in der Nachbargemeinde Grabs.
Dass seine Chancen klein sind, räumt Trappitsch auch gegenüber dem «St. Galler Tagblatt» ein. «Aber es geht mir nicht nur darum, gewählt zur werden. In erster Linie möchte ich mit der Bevölkerung reden, diskutieren.» (gbl)