Normalerweise ist Thomas Aeschi (45) die Verkörperung von Pflichtbewusstsein. Und als solche käme es ihm nie in den Sinn, Sitzungen in Bern zu verpassen. Doch ob der SVP-Fraktionschef immer an der am kommenden Montag beginnenden Session teilnehmen wird, ist unsicher. Denn in Aeschis Leben hat jetzt etwas anderes Priorität.
Oder besser: jemand anderes. Am Sonntagnachmittag ist der SVP-Fraktionschef erstmals Vater geworden. Die kleine Julia war bei Geburt kerngesund, 50 Zentimeter gross und 3700 Gramm schwer. «Sie hat kräftig geschrien und bei der ersten Untersuchung erhielt sie 10 von 10 Punkten», sagt Aeschi überglücklich, als Blick ihn im Spital erreicht.
«Thomas war grossartig»
Auch Mami Valeria Geissbühler (32) geht es gut. «Ich bin erschöpft, aber sehr glücklich», erzählt sie. Auch, wenn es neun Monate in einem herangewachsen sei, sei es surreal, das eigene Kind das erste Mal in den Armen zu halten. «Erstaunlich, wie viel Liebe in einem steckt», sagt sie und fügt lächelnd hinzu: «... und wie hoch die Toleranzgrenze plötzlich ist: Egal, wie viel sie weint in der Nacht, ich kann ihr einfach nicht böse sein.»
Auch Aeschi selbst ist noch immer überwältigt. «Eltern kennen das natürlich, aber die Vorstellung, dass man sein Leben jetzt an diesen kleinen Menschen bindet, ist unbeschreiblich.» Aeschi war bei der Geburt im Kreisssaal dabei, um seine Valeria zu unterstützen: «Thomas war wie immer top-motiviert», so seine Verlobte lachend. «Spass beiseite: Er hat mir grossartig und sehr einfühlsam beigestanden. Ich hätte es mit nicht besser vorstellen können», windet sie dem politisch eher als harter Hund bekannten Aeschi ein Kränzchen.
Dass es ein Mädchen werden würde, wussten die frischgebackenen Eltern schon länger – «ob Mädchen oder Bub, ich hätte mich genau gleich gefreut, aber es ist schon schön, wenn man sich etwas gezielter vorbereiten kann», so Aeschi. Auch um den Namen habe es zwischen ihm und seiner Verlobten keinen Streit gegeben. «Julia steht für eine selbstbewusste und optimistische Persönlichkeit. Wir beide fanden diesen Vornamen sehr schön und passend. Zudem gibt es ihn in vielen Sprachen. Man muss den Kindern ja nicht unnötig Steine in den Weg legen mit komplizierten Vornamen», so die Eltern.
Geheiratet wird noch
Nun heisst die Kleine also Julia Aeschi. Auch, wenn die Eltern (noch) nicht verheiratet sind. «Das steht aber ganz fest auf unserem Plan», sagt Aeschi. Einen Termin gebe es allerdings noch nicht. Zuerst will die junge Familie sich an das neue Leben zu dritt gewöhnen.
Am Mittwoch geht es erstmal nach Hause. Wobei die kleine Julia zwei zu Hause haben wird, denn während Aeschi in Baar ZG wohnt, ist Geissbühler Gemeinderätin in Schübelbach SZ – und will das auch bleiben. «Für den Moment werden wir erstmal mit Julia zwischen den Kantonen Schwyz und Zug hin und her pendeln.»