Ritter beantwortet Fragen auf Französisch
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Etwas holprig:Ritter beantwortet Fragen auf Französisch

Tapsiger Ritter, stummer Pfister
Kampf um Bundesratssitz könnte nicht unterschiedlicher starten

Markus Ritter und Martin Pfister kandidieren für die Nachfolge von Viola Amherd im Bundesrat. Während Ritter aktiv die Öffentlichkeit sucht, hält sich Pfister zunächst zurück. Politanalyst Mark Balsiger sieht Ritter im Vorteil.
Publiziert: 00:09 Uhr
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Aktualisiert: vor 5 Minuten
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Nationalrat und Bauernpräsident Markus Ritter ...
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Bundesratskandidatur: Ritter und Pfister im Rennen für Amherds Nachfolge
  • Ritter sorgt mit Aussagen über Arbeitslast und Geschlechterverteilung für Irritationen
  • Pfister präsentiert sich erstmals den Medien am Donnerstag um 10 Uhr
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Es ist ein sonderbarer Start in eine sonderbare Kampagne. Viola Amherd (62) tritt als Bundesrätin zurück und fast alle sagen ab: Parteipräsident Gerhard Pfister (62), Martin Candinas (44) und Isabelle Chassot (59). Die Favoriten wollen nicht.

Erst nach diesen Absagen entscheidet sich Bauernpräsident Markus Ritter (57) zur Kandidatur. Und nur Stunden bevor die Frist der Findungskommission abläuft, springt Martin Pfister (61) auf den Bundesrats-Zug auf, erspart seiner Partei so die Blamage eines Einertickets.

Während Ritter die Medien nach St. Gallen einlädt, versendet die Mitte Zug eine dürre Medienmitteilung. Dabei wird auf eine Medienkonferenz verwiesen, die in den kommenden Tagen folgen soll. «In der Zwischenzeit beantwortet Martin Pfister keine weiteren Medienanfragen.»

Ritter rennt von Interview zu Interview

Ganz anders Ritter. Der engagiert einen Lobbyisten und springt von Interview zu Interview. Doch auch er agiert dabei nicht immer glücklich. An der Medienkonferenz betonte er zwar, dass die Geschlechterverteilung im Bundesrat wichtig sei. Doch die Frauen aus der Mitte würden sich für andere Departemente interessieren, und das «VBS ist schwierig für sie». Das brachte ihm prompt Kritik von links und der Mitte-Frauen ein, wie «20 Minuten» berichtete.

Auch das holprige Französisch von Ritter sorgte in der Westschweiz für Kritik. Gegenüber «20 Minuten» gab Ritter zu, dass das gesprochene Französisch nicht gleich gut sei wie sein Verständnis. Er kandidiere für den Bundesrat – und nicht als Dolmetscher. «Für anspruchsvolle Verhandlungen ist aus meiner Sicht ein Dolmetscher ohnehin wichtig und notwendig.» Er habe aber schon begonnen, seine Sprachkenntnisse aufzufrischen.

Gestern Mittwoch folgte nun ein Interview im «Tages-Anzeiger». Auch dort irritiert Ritter mit Aussagen über die Arbeitslast. «Es fehlen Kandidaturen aus der Stadtschweiz. Es fehlen die Leute, die diese Arbeitsbelastung wollen.» Auf dem Land werde die Work-Life-Balance anders gelebt. Damit wolle er nicht sagen, dass die Städter faul sind. «Das wäre völlig falsch! Sie schaffen auch viel. Aber vielleicht haben sie ein etwas anderes Verständnis davon. Vielleicht denken sie, 45 Stunden oder 50 Stunden sind genug.»

Er selbst sei überzeugt, dass man im Bundesrat bis zu 80 Stunden arbeiten muss. Die Aussagen dürften bei den Städtern im Parlament nicht gut ankommen. Hingegen dürften sie Parlamentarier aus den ländlicheren Gebieten kaum stören. Kalkül von Ritter?

«Pfister und seine Partei haben den Start verpatzt»

Auch Politanalyst Mark Balsiger (57) sind die Interview-Aussagen aufgefallen. Dass sie Ritter schaden, glaubt er aber nicht. «Seine Aussagen eignen sich nicht zur Skandalisierung, zumal er sie gleich wieder relativiert hat.» Ritter präsentiere sich als «unverstellt, direkt und einnehmend». «Aber er ist auch ein Politiker, der nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt.»

Ritter habe seine Kandidatur gut vorbereitet, so Balsiger. Im Bundeshaus ist er als Bauernpräsident und langjähriger Nationalrat ausgezeichnet vernetzt – ganz im Gegensatz zu Pfister, der als Zuger Regierungsrat im nationalen Parlament erst noch Kontakte knüpfen muss. «Pfister und seine Partei haben den Start verpatzt», so Balsiger. Das aufzuholen, sei schwierig, zumal die Zeit bis zur Wahl kurz ist.

Am Donnerstag will Pfister sich nun zum ersten Mal den Medien präsentieren. Für 10 Uhr hat er nach Baar ZG geladen – und sich dabei vielleicht etwas vom bauernnahen Ritter abgeschaut: Die Medienkonferenz findet in der «Rathaus Schüür» statt.

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