Tabak-Debakel hätte verhindert werden können
EDA verletzte eigene Sponsoren-Regeln

Nächste Runde im Sponsorenstreit: Das Debakel um Tabak-Konzern Philip Morris hätte nicht passieren dürfen. Das Auswärtige Amt missachtete eigene Regeln, um an den gesponserten Millionenbetrag zu kommen. Auch Bundesrat Cassis steht in der Verantwortung.
Publiziert: 27.07.2019 um 18:27 Uhr
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Unappetitlich: Die Schweiz macht an der Weltausstellung gemeinsame Sache mit einem Tabak-Konzern. Viele stören sich an dieser Partnerschaft.
Foto: Keystone

Die Weltausstellung in Dubai liegt in weiter Ferne. Dennoch ist schon jetzt Feuer unterm Dach. Dass das Auswärtige Amt (EDA) einen Tabak-Konzern zum Hauptsponsor machte, sorgte schon für Kritik. Dabei hätte das Debakel verhindert werden können. Das EDA hat nämlich durchaus interne Richtlinien, wie Sponsoren auszuwählen sind. Die Checkliste von Präsenz Schweiz warnt sogar ausdrücklich vor negativen Schlagzeilen, schreibt der «Tagesanzeiger». 

Der heikle Punkt: Die Sponsoren-Regeln wurden klar verletzt. Denn die Schweiz ist sich durchaus bewusst, dass negative Schlagzeilen über Sponsoren auf das Image der Schweiz überschwappen. Negativer Imagetransfer heisst dieses Risiko in den Dokumenten. Darum gibt es die Risikoanalyse für Sponsoren. Wenn ein Punkt auf der Checkliste mit Ja beantwortet wird, ist das ein Schuss vor den Bug. Der Sponsor darf bleiben. Bei zwei oder mehr positiven Antworten sollte Präsenz Schweiz die Partnerschaft nicht weiter verfolgen. Wenn man sich an die Checkliste gehalten hätte, wäre Philip Morris nie als Sponsor in Frage gekommen. 

Bund auf Seite des Tabak-Multis

Damit nicht genug: Als das umstrittene Sponsoring ans Tageslicht kam, hat sich das EDA auf die Seite des Tabakkonzerns geschlagen. Philip Morris würde nur ein Produkt bewerben, dass als Alternative zur herkömmlichen Zigarette diene, hiess es vom Auswärtige Amt. Damit hat das EDA unkritisch die Marketingsprache des Konzerns übernommen – ein Coup für Philip Morris. Es ist aber bei weitem nicht sicher, dass diese Produkte auch wirklich gesünder sind (BLICK berichtete). 

Auch Bundesrat Ignazio Cassis muss eine gewisse Verantwortung übernehmen. Er und der Leiter von Präsenz Schweiz, Nicolas Bideau, haben in dieser Angelegenheit das letzte Wort. Zuletzt hat Cassis behauptet, das Dossier sei nie über seinen Schreibtisch gewandert, wie AZ Medien berichten. Diese Aussage kam Tage, nachdem Schweizer Gesundheitsexperten einen offenen Brief an Bundesrat Cassis richteten

Schritte in die Richtung Besserung

Immerhin: Nun seien die Richtlinien für das EDA-Aussennetz in Überarbeitung. In Zukunft werden auch die Verträge des EDA mit einer speziellen Klausel ergänzt. Damit darf die Schweiz von Verträgen zurücktreten, wenn den Interessen der Schweiz oder dem Ansehen des Landes Schaden zugefügt wird. (nwa)

So präsentiert sich die Schweiz in Dubai

Fast 15 Millionen Franken lässt sich die Schweiz den Auftritt an der Weltausstellung in Dubai kosten. Mit solchen öffentlichen Aktionen und Ausstellungen sollen auf «sanfte Weise» die Interessen des Landes verfolgt werden. Das proklamiert die zuständige Behörde «Präsenz Schweiz» unter Federführung des Auswärtigen Amtes.

Ziel von Präsenz Schweiz ist es, im «Ausland Sympathien» zu schaffen. Auch den Wirtschaftsstandort Schweiz bewirbt die Behörde. Leiter ist der ehemalige Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, Nicolas Bideau (50).

Das reguläre Jahresbudget von Präsenz Schweiz beträgt knapp neun Millionen Franken. Für Dubai existiert aber offenbar ein Extra-Kässeli. Die Hälfte kommt vom Bund. Der Rest von Dritten wie Philip Morris, Schindler, Novartis, Nestlé und Clariant.

Im Schweizer Pavillon werden täglich über 15'000 Besucher erwartet. Die Schweiz will sich aber nicht nur der Welt präsentieren, sondern vor allem auch dem Gastgeberland. Denn die Vereinten Arabischen Emirate sind der wichtigste Handelspartner der Schweiz im Nahen Osten. Noé Waldmann

Fast 15 Millionen Franken lässt sich die Schweiz den Auftritt an der Weltausstellung in Dubai kosten. Mit solchen öffentlichen Aktionen und Ausstellungen sollen auf «sanfte Weise» die Interessen des Landes verfolgt werden. Das proklamiert die zuständige Behörde «Präsenz Schweiz» unter Federführung des Auswärtigen Amtes.

Ziel von Präsenz Schweiz ist es, im «Ausland Sympathien» zu schaffen. Auch den Wirtschaftsstandort Schweiz bewirbt die Behörde. Leiter ist der ehemalige Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, Nicolas Bideau (50).

Das reguläre Jahresbudget von Präsenz Schweiz beträgt knapp neun Millionen Franken. Für Dubai existiert aber offenbar ein Extra-Kässeli. Die Hälfte kommt vom Bund. Der Rest von Dritten wie Philip Morris, Schindler, Novartis, Nestlé und Clariant.

Im Schweizer Pavillon werden täglich über 15'000 Besucher erwartet. Die Schweiz will sich aber nicht nur der Welt präsentieren, sondern vor allem auch dem Gastgeberland. Denn die Vereinten Arabischen Emirate sind der wichtigste Handelspartner der Schweiz im Nahen Osten. Noé Waldmann

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