Mit dem umstrittenen Zigi-Sponsoring an der Weltausstellung 2020 in Dubai hat sich Aussenminister Ignazio Cassis (58) ganz schön in die Nesseln gesetzt. Seine Kommunikationsabteilung versuchte den 1,8-Millionen-Deal mit dem Tabakkonzern Philip Morris unter anderem damit zu rechtfertigen, dass der Konzern im Schweizer Pavillon keine herkömmliche Zigaretten, sondern nur eine «Alternative» bewerben werde.
Im ganzen Pavillon, in dem sich die Schweiz präsentiert, dürften «keine konventionellen Zigaretten geraucht werden, und es werden keine tabakbezogenen Produkte abgegeben», so das Aussendepartement auf Anfrage von BLICK.
Doch wie viel unbedenklicher sind solche Alternativen im Vergleich mit herkömmlichen Glimmstängeln tatsächlich? Gesundheitswissenschaftler werfen Cassis in einem offenen Brief indirekt vor, der PR der Tabakindustrie aufgesessen zu sein. Die Alternativprodukte sind aus ihrer Sicht keinesfalls so unproblematisch, wie das die Hersteller glaubhaft machen wollen.
Vieles ist noch ungewiss
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Zigaretten-Ersatz: den Tabakerhitzer, bei dem Tabak statt verbrannt nur erhitzt wird, und sogenannte Verdampfer, bei denen nicht Tabak, sondern eine Flüssigkeit die Basis bildet.
Die Problematik bei beiden: Da die Geräte erst relativ neu auf dem Markt sind, gibt es noch keine Langzeitstudien, die die Auswirkungen auf die Gesundheit erforscht haben. Erste Untersuchungen zeigen aber, dass auch auf diesem Weg krebserregende Stoffe eingeatmet werden können.
Die Liquids von E-Zigaretten enthalten Zusatzstoffe, die zu Reizungen der Atemwege führen können und unter Umständen die Lunge schädigen. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt deshalb, E-Zigis nur mit Vorsicht zu konsumieren.
Das Bundesamt hält aber auch fest, man gehe derzeit davon aus, dass E-Zigis im Vergleich zu konventionellen Zigaretten «deutlich weniger schädlich» sind. Auch E-Zigis können Nikotin enthalten – der Wirkstoff, der bekanntlich süchtig macht. In E-Zigis findet sich aber kein Teer, der besonders gesundheitsschädlich ist.
Was Tabakerhitzer anbelangt, schreibt die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass es bisher keinen Nachweis dafür gebe, dass diese weniger schädlich seien als konventionelle Tabakprodukte. Studien deuten zwar darauf hin, dass Erhitzer deutlich weniger Schadstoffe freisetzen als normale Zigaretten. Diese Studien sind aber in der Regel von den Tabakherstellern in Auftrag gegeben worden und folglich nicht unabhängig. Zudem könne man daraus nicht automatisch schliessen, dass damit auch das Gesundheitsrisiko entsprechend geringer sei, so die WHO.
Mittel zur Rauch-Entwöhnung?
Die Tabakbranche bewirbt die Alternativprodukte als das ideale Mittel, um vom Rauchen loszukommen. Eine umstrittene Botschaft. Es wird gemeinhin zwar anerkannt, dass es besser ist zu dampfen als zu rauchen. Noch besser ist es aber, auf beides zu verzichten, wie Fachstellen immer wieder betonen.
Zudem kritisieren Organisationen, die sich der Rauchprävention verschrieben haben, dass sich die Hersteller in der Werbung oftmals eben nicht an diese Zielgruppe, sondern an das ganz junge Kundensegment wenden. Sie sehen die Gefahr, dass E-Zigaretten das Rauchen gerade bei Jugendlichen wieder hip machen. E-Zigis könnten so zu Nikotinsucht und zu einem Einstieg ins Rauchen führen, warnt zum Beispiel die Lungenliga. Eine Befürchtung, die sich wissenschaftlich bislang aber nicht erhärten liess.
Cassis könnte noch einen Rückzieher machen
Auch was das Tabaksponsoring in Dubai anbelangt, ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Aussenminister Cassis prüft laut seinem Sprecher aktuell «seine Handlungsoptionen» und will erst danach definitiv entscheiden.