Forderungen nach dem Ende der Corona-Massnahmen mehren sich. Lockerungen seien gerechtfertigt, weil sich inzwischen alle impfen lassen konnten, die das wollten. Das stimmt zwar für einen Grossteil der Bevölkerung, nicht aber für Kinder unter 12 Jahren. Sollte sich nach den Sommerferien die Delta-Variante in Schulen ausbreiten, hätte das auch Konsequenzen für unsere Jüngsten. Und die werden noch länger auf den Piks warten müssen.
Seit dem 4. Juni ist der Biontech/Pfizer-Impfstoff in der Schweiz ab 12 zugelassen. Das Moderna-Vakzin gibt es nach wie vor erst ab 18. Beide Hersteller testen aber Vakzine für jüngere Kinder.
Studien laufen schon
Biontech/Pfizer impft seit Ende März Kinder zwischen 6 Monaten und 11 Jahren in einer globalen Drei-Phasen-Studie. In der ersten Phase teste man verschiedene Dosierungen des Wirkstoffs bei wenigen Kindern: Babys zwischen 6 Monaten und 2 Jahren, Kindern zwischen 2 und 5 und zwischen 5 und 11. Sie erhalten zwei Dosen im Abstand von etwa drei Wochen.
Dabei zeigte sich: Bei Kindern zwischen 5 und 11 Jahren sind zweimal 10 Mikrogramm Wirkstoff optimal. Zum Vergleich: Ein Erwachsener erhält zweimal 30 Mikrogramm. Für jüngere Kinder ist die beste Dosierung nochmals geringer: zweimal 3 Mikrogramm.
Biontech/Pfizer will im Herbst Zulassung beantragen
Nach diesen Ergebnissen führt Pfizer/Biontech jetzt die zweite Phase durch: Die Dosierungen werden nun an insgesamt 4644 Kindern aus Finnland, Polen, Spanien und den USA geprüft.
«Wir gehen davon aus, dass ab September die Daten der Impfung für Kinder im Alter von 5 bis 11 Jahren da sind. Ab dann können wir möglicherweise einen Antrag bei den zuständigen Aufsichtsbehörden stellen», so eine Pfizer-Sprecherin zu Blick. Kurz darauf sollten auch die Daten für Kinder ab 2 Jahren kommen. Frühestens November soll der Antrag für die Impfung ab 6 Monaten folgen.
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Moderna gibts derzeit erst ab 18
Auch Impfstoff-Herstellerin Moderna testet ihr Vakzin an jüngeren Kindern. Am 11. Juni beantragte sie eine Zulassung des Impfstoffs für Kinder ab 12 bei der schweizerischen Heilmittelbehörde Swissmedic. Diese prüft das Gesuch jetzt im rollenden Verfahren.
Mitte März begann Moderna ausserdem die klinischen Studien zum Impfstoff ab 6 Monaten. In der ersten Phase erhalten Kinder zwischen 2 und 11 innerhalb von vier Wochen zweimal 50 oder zweimal 100 Mikrogramm Wirkstoff. Babys unter 2 Jahren erhalten zweimal 25, 50 oder 100 Mikrogramm Wirkstoff. Derzeit rekrutiert Moderna insgesamt 6750 Kinder aus Kanada und den USA für die zweite Phase der klinischen Studien.
Swissmedic rechnet mit längerer Wartezeit
Zulassungen für Kinder und Babys dauern laut Heilmittelbehörde Swissmedic deshalb länger, weil aus ethischen Gründen erst mit Studien begonnen wird, wenn genügend Daten von älteren Personen vorliegen.
«In der Regel müssen zudem entsprechend dem Alter Daten zur korrekten Dosierung erhoben werden, und es braucht genügend Studienteilnehmer, was bei Kindern anspruchsvoll ist», sagt der Sprecher zu Blick. Swissmedic rechnet deshalb erst frühestens im nächsten Jahr mit einer Zulassung.
Was, wenn das Kind sich nicht impfen lassen will, die Eltern aber schon – oder umgekehrt? Eine knifflige Frage. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist entscheidend, ob ein Kind urteilsfähig ist oder nicht, also die Tragweite eigener Entscheidungen abschätzen kann. Eine bestimmte Altersgrenze gibt es dafür nicht, weil dies je nach Kind und dessen Entwicklungsstand verschieden sein kann.
Soweit die Theorie. In der Praxis handhaben die Kantone das Ganze unterschiedlich. Zürcher Teenies beispielsweise können selbst entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht – eine Einwilligung der Eltern brauchen sie nicht. Im Thurgau hingegen ist eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten Pflicht. Auch in Genf müssen die Eltern mit der Impfung einverstanden sein.
Was, wenn das Kind sich nicht impfen lassen will, die Eltern aber schon – oder umgekehrt? Eine knifflige Frage. Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist entscheidend, ob ein Kind urteilsfähig ist oder nicht, also die Tragweite eigener Entscheidungen abschätzen kann. Eine bestimmte Altersgrenze gibt es dafür nicht, weil dies je nach Kind und dessen Entwicklungsstand verschieden sein kann.
Soweit die Theorie. In der Praxis handhaben die Kantone das Ganze unterschiedlich. Zürcher Teenies beispielsweise können selbst entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht – eine Einwilligung der Eltern brauchen sie nicht. Im Thurgau hingegen ist eine Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten Pflicht. Auch in Genf müssen die Eltern mit der Impfung einverstanden sein.