SVP-Präsidium: Kronfavorit will Auswahl
Wer kann Dettling gefährlich werden?

Marcel Dettling, Kronfavorit für das Amt des SVP-Präsidenten, wünscht sich eine Kampfwahl. Da stellt sich die Frage, wer dem gmögigen Schwyzer Landwirt und Vizepräsidenten das Wasser reichen kann.
Publiziert: 29.12.2023 um 15:26 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2023 um 16:06 Uhr
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Wahlkampfleiter und Nationalrat Marcel Dettling ist der Kronfavorit als SVP-Chef.
Foto: keystone-sda.ch
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Sermîn FakiPolitikchefin

Die Sache scheint eigentlich klar: SVP-Präsident Marco Chiesa (49) geht. Vizepräsident und Kronfavorit Marcel Dettling (42) würde gern übernehmen. «Es ist ein spannender Job, ich bin interessiert und werde mir eine Kandidatur gut überlegen», sagte er am Donnerstag zu Blick. «Ich werde es nun mit meiner Familie und Freunden besprechen und dann entscheiden.»

Geht alles mit rechten Dingen zu, wird die SVP-Delegiertenversammlung ihn am 23. März zum neuen SVP-Präsidenten wählen. Allerdings erklärt Dettling, er würde es begrüssen, wenn es noch andere Interessenten gäbe: «Falls ich kandidiere, hoffe ich, dass ich viel Konkurrenz habe. Eine Auswahl wäre gut für die SVP», sagte der Schwyzer Nationalrat dem «Tages-Anzeiger».

Eine Genferin?

Interessenten gibt es einige, rund zehn SVP-Parlamentarierinnen und -Parlamentarier halten ihren Namen bislang im Rennen. Doch wer von ihnen könnte Dettling tatsächlich gefährlich werden?

Die Genfer Nationalrätin Céline Amaudruz (44) überlegt sich eine Kandidatur, hätte als Vizepräsidentin im Prinzip gute Chancen – und wie man hört, lernt sie zurzeit fleissig Deutsch. Allerdings ist Amaudruz in einigen Themen nicht auf Parteilinie – sie äussert sich immer wieder explizit feministisch und stimmt dann auch schon mal mit den Linken. Das schmälert ihre Aussichten. Zudem ist unsicher, ob die SVP nach dem Tessiner Chiesa mit Amaudruz schon wieder jemanden aus der lateinischen Schweiz an der Spitze will.

Der St. Galler Nationalrat Mike Egger (31) kann sich eine Kandidatur gut vorstellen. Das kann er aber immer – auch bei den Regierungsratswahlen in seinem Kanton und bei den Ständeratswahlen hatte er zunächst Interesse bekundet. Doch er gehört nicht zum engsten Führungskreis der Partei. Und einige in der Fraktion ätzen, dass er beim Kandidieren fleissiger sei als beim Schaffen.

Oder ein Banker?

Zum allerengsten Führungszirkel der Partei gehört der Zürcher Privatbanker Thomas Matter (57) – und er macht sich laut eigenen Angaben Gedanken über eine Kandidatur. Doch er sei auch «mit Herzblut Unternehmer, was einen erheblichen Zeitaufwand mit sich bringt», so der Mitgründer und Verwaltungsratspräsident der Helvetischen Bank. Sein Beruf ist denn auch das grösste Handicap – an der Basis der SVP steht man Bankern eher skeptisch gegenüber. Die Frage ist auch, warum sich Matter den Knochenjob zumuten soll: Als einer der mutmasslichen Financiers der SVP – neben der Familie Christoph Blochers (83) und Auto-Magnat Walter Frey (80) soll Matter einer der grossen Gönner sein – hat er ohnehin genügend Einfluss. 

Zur Parteileitung gehört auch Sandra Sollberger (50). Die Nationalrätin sagt, die Herausforderung reize sie. Ihr Manko: Bei den Regierungsratswahlen in Basel-Landschaft schaffte sie es nicht, den sicher geglaubten Sitz der SVP zu verteidigen. Gewählt wurde stattdessen Thomi Jourdan (49) von der Kleinpartei EVP. Damit flog die stärkste Partei des Kantons aus der Regierung. Mit einem solchen Tolggen im Reinheft ist es unwahrscheinlich, dass Sollberger das Plazet der Rennleitung bekommt.

Intelligenter Schaffer

Noch fern der Macht in der SVP ist der Berner Nationalrat Lars Guggisberg (46), der sich eine «Kandidatur absolut vorstellen» kann. Sympathisch und attraktiv – er gilt als der «Tom Cruise der Fraktion» –, wäre er durchaus ein valabler Kandidat. Wie Dettling würde er der Partei einen jüngeren Anstrich geben. Doch Guggisberg gilt als Direktor des Gewerbeverbands der Berner KMU als Verbandsfunktionär, was SVPler nicht besonders schätzen. Und als Gewerbler hat er die schlechteren Karten als Landwirt Dettling.

Bleibt der Luzerner Nationalrat Franz Grüter (60). Der IT-Unternehmer will sich ebenfalls Gedanken um eine Kandidatur machen, würde er angefragt. Grüter, der bei den Wahlen ein Superergebnis erzielt hat, kommt bei der Basis zweifellos gut an. Er gilt als intelligenter Schaffer. Doch eigentlich hat sich Grüter schon selbst aus dem Spiel genommen, indem er sagte, er müsse angefragt werden. Sagt Dettling zu, ist das unnötig. Ausser, man möchte Dettling einen zweiten Kandidaten gegenüberstellen. Doch als Scheinkandidat dürfte sich Grüter kaum hergeben. 

Vor allem aber spricht Franz Grüter nur aus, was für alle Interessenten gilt: Sie warten die Entscheidung von Marcel Dettling ab. Steigt er in den Ring, ist eine eigene Kandidatur eigentlich überflüssig. 

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