Der Leserkommentar ist sachlich formuliert und kommt in wenigen Worten auf den Punkt. Nils Fiechter (27), Co-Präsident der Jungen SVP Bern und seit neustem Berner Grossrat, mache «einen soliden Eindruck». Dass er – in letzter Instanz vom Bundesgericht bestätigt – wegen Rassendiskriminierung verurteilt worden ist, sei «ein Witz».
Verfasst hat den Kommentar zu einem Artikel des Berner «Bund» eine Sarah Löchlinger. Das ist jedenfalls der Name, der angegeben wurde. Doch die Mailadresse, über die sich die angebliche Frau Löchlinger eingeloggt hat, lautet auf Fiechters Namen, wie die Zeitung berichtet.
Fiechter wehrt sich
Fiechter bestreitet, sich als Frau ausgegeben zu haben, um sich selbst zu loben. Er kenne weder eine Sarah Löchlinger noch schreibe er Kommentare in Onlinezeitungen, sagt der Strategie-Chef der nationalen Jung-SVP zu «20 Minuten». «Ganz offensichtlich versucht mich hier jemand drei Tage vor meiner Vereidigung als Grossrat zu diskreditieren.»
Der «Bund» aber ist sich seiner Sache sicher. Es handelt sich, schreibt die Kolumnistin, nachgewiesenermassen um Fiechters Mailadresse. Um sich zu registrieren, musste die Mailadresse verifiziert werden. Theoretisch ist es zwar möglich, dass Fiechter Opfer eines Hackerangriffs wurde. Doch so ein grosser Aufwand für drei Sätze in einem Leserkommentar? Realistisch ist das nicht. Zudem ist eine Sarah Löchlinger weder in Telefonverzeichnissen noch im Netz zu finden. Blick-Recherchen bestätigen dies.
Der umtriebige Jung-SVPler
Unter falschem Namen einen Kommentar zu schreiben, das ist freilich keine Staatsaffäre. Für Fiechter aber ist die Angelegenheit peinlich, auch wenn er sie selbst herunterspielt. «Ich nehme diese Spielereien amüsiert zur Kenntnis», sagt er zu «20 Minuten». Statt sich weiter damit zu befassen, wolle er sich nun voll und ganz auf seinen Auftrag als Grossrat fokussieren. Frau Löchlinger findet das sicher gut. (lha)