Schwule und Lesben des Berner Vereins ABQ besuchen Schulklassen und berichten von ihrem Coming-out – bereits seit über 20 Jahren. Der Austausch mit nicht-heterosexuellen Menschen soll den Jugendlichen helfen, sich eine eigene Meinung zu sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität zu bilden. Und vor allem: Ein «gleichwertiges Bild von allen Lebens-, Liebes- und Geschlechtsformen» vermitteln.
Aufklären, gegen Homophobie angehen: Dagegen sollte heutzutage kaum jemand etwas einzuwenden haben – wo doch die «Ehe für alle» zumindest nach dem Willen des Parlaments beschlossene Sache ist.
Zu «coole» Besucher
Eine Gegnerin gibt es aber: die Berner SVP-Grossrätin Sabina Geissbühler (70). Wie «Der Bund» berichtet, fordert sie im Berner Kantonsparlament ein Verbot dieser Schulbesuche. Sie mache sich Sorgen um die heterosexuellen Jugendlichen, die dadurch «verunsichert» würden.
Die Kantonsparlamentarierin betont, kein Problem mit Homosexuellen zu haben. Sie störe sich aber daran, dass der Verein vor allem junge Aktivisten in die Schulen schicke: «Die Jugendlichen schwärmen dann von denen und finden sie cool.»
Kritik auch aus der eigenen Partei
Der Vorstoss sorgt in Bern für viel Kritik, gerade von Lehr- und Fachpersonen. Im Berner Kantonsparlament ist er ohnehin chancenlos, und auch der Regierungsrat hat ihm bereits eine Absage erteilt. Selbst in der eigenen Partei macht sich Geissbühler keine Freunde: Das sei eine «Steinzeit-Forderung», kritisiert etwa Parteikollege Janosch Weyermann von der Gay SVP.
Sabina Geissbühler ist die Mutter der bekannten Berner SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler (44). Geissbühler senior steht nicht zum ersten Mal in der Kritik: Vor einigen Jahren sorgte sie mit einem Eritrea-Besuch für Schlagzeilen, in dem sie ein sehr positives Bild von den Zuständen im Land zeichnete – und daraufhin prompt kritisiert wurde, ein Unrechts-Regime zu beschönigen. (gbl)