Auf einen Blick
- Henrique Schneider verliert möglicherweise seinen Professorentitel
- Schneider war Dozent an der Nordakademie in Schleswig-Holstein (Deutschland)
- Das Arbeitsverhältnis endete am 31.12.2023
Ausgerechnet die EU-Kritiker von «Autonomie Suisse» streuen Salz in die Wunde von SVP-Generalsekretär Henrique Schneider (47). Auf einer Webseite wies Autonomie Suisse Schneider als «Prof. Dr.» aus, obwohl Schneider mit seinen akademischen Ambitionen eine Bruchlandung hinter sich hat.
Rückblick: Eigentlich sollte Schneider Chef des Gewerbeverbands werden. Doch dann enthüllte die «NZZ am Sonntag» Plagiatsvorwürfe. Als ein unabhängiges Gutachten bestätigte, dass Schneider bei seiner Doktorarbeit gepfuscht hatte, musste er den Chefsessel räumen. Doch damit ist die Affäre längst noch nicht ausgestanden.
Verfahren in Schleswig-Holstein
Blick-Recherchen zeigen: Aktuell prüft das norddeutsche Bundesland Schleswig-Holstein, ob Schneider der Professorentitel aberkannt werden soll. Schneider war zeitweise an der privaten Fachhochschule Nordakademie als Dozent tätig. Dafür bekam er den Titel Professor verliehen. Die Hochschule teilt mit: «Das Arbeitsverhältnis zwischen Herrn Henrique Schneider und der Nordakademie wurde einvernehmlich per 31.12.2023 beendet.»
Das Wissenschaftsministerium in Kiel (D) teilt Blick mit: «Die Weiterführung der Bezeichnung als Professor kann unter bestimmten Voraussetzungen untersagt werden. Wir prüfen derzeit, ob diese Voraussetzungen vorliegen. Die Hochschule wurde hierzu bereits angehört.» Zu den Gründen für die mögliche Aberkennung wollte sich das Ministerium aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äussern.
Christoph Blocher lässt sich gerne «Dr. Blocher» nennen
Für Henrique Schneider ist die Angelegenheit peinlich, denn seine Partei schimpft immer wieder über Akademiker. Auch wenn sich alt Bundesrat Christoph Blocher (83) gerne als «Herr Dr. Blocher» ansprechen lässt, kommt bei der SVP hemdsärmelige Bodenständigkeit besser an als intellektuelle Höhenflüge.
Ausserdem weiss Schneider, dass er als Professor eigentlich ein EU-Turbo sein müsste, schliesslich ist die Teilnahme am EU-Forschungsprogramm Horizon für den Schweizer Wissenschaftsstandort zentral.
Forschung nur als Hobby?
Entsprechend bemüht ist Schneider, sein akademisches Lebenskapitel hinter sich zu lassen und als Hobby abzutun: «Meine Hobbys sind privat. Entsprechend trage ich sie nicht an die Öffentlichkeit», sagt Schneider zu Blick. Dass das Wissenschaftsministerium in Kiel ihm möglicherweise den Professorentitel aberkennen will, erfahre er vom Blick zum ersten Mal. Er selbst führe keine akademischen Titel mehr – weder den Doktor- noch den Professorentitel.
Autonomie Suisse hat inzwischen reagiert und nennt ihn auf der Website nur noch Henrique Schneider.