Studie zu Wirkung von Abstimmungskampagnen
Wer abstimmt, überschätzt das Werbebudget der Gegenseite

Die Schweizer Stimmberechtigten schätzen das Kampagnenbudget der Gegenseite höher ein, als es tatsächlich ist. Dies zeigte ein Forschungsprojekt des Zentrums für Demokratie Aargau in Zusammenarbeit mit Année Politique Suisse.
Publiziert: 19.09.2024 um 18:02 Uhr
|
Aktualisiert: 20.09.2024 um 08:55 Uhr
1/4
Wahlwerbung gegen die Initiative zur 13. AHV Rente. Wer für die Vorlage war, nahm die Nein-Kampagne stärker wahr – und umgekehrt.
Foto: GIAN EHRENZELLER

Auf einen Blick

  • Bürger erkennen Intensität von Abstimmungskampagnen gut
  • Befragte überschätzen oft das Budget der Gegenseite
  • Über 1000 Personen nach Frühjahrsabstimmungen 2024 befragt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
sda-logo_g.jpeg
SDASchweizerische Depeschenagentur

Nach den Abstimmungen vom Frühling 2024 haben Forscherinnen und Forscher über 1000 Personen dazu befragt, wie intensiv sie die Abstimmungskampagnen zu den fünf Vorlagen empfunden haben.

Am 3. März wurde über die 13. AHV-Rente und die Renten-Initiative abgestimmt, am 9. Juni über die Prämien-Entlastungs-Initiative, das Stromgesetz, die Kostenbremse-Initiative und die Initiative «Stopp Impfpflicht».

Tatsächliche Ausgaben werden gut erkannt

Die Einschätzungen der Bürgerinnen und Bürger, wie gut Abstimmungskampagnen wirken, stimmten recht gut mit den messbaren Werbeausgaben und der Anzahl Inserate überein, wie das Zentrum für Demokratie Aargau (ZDA) am Donnerstag mitteilte. Sie hätten richtig erkannt, dass es zur 13. AHV-Rente und zum Stromgesetz die grössten Werbebudgets gab.

Ein interessanter Effekt sei, dass die Befragten jeweils das Budget der Gegenseite überschätzt hätten. Wer zu einer Vorlage Ja gesagt hatte, habe in der Regel vermutet, dass das Nein-Lager eine intensivere Kampagne führte – und umgekehrt.

Über die Auswirkungen von Kampagnen auf Stimmbürger ist wenig bekannt

Die Autoren der Auswertung lassen sich wie folgt zitieren: «Auch wenn es sehr naheliegend scheint, dass die Intensität von Abstimmungskampagnen für den Ausgang direktdemokratischer Entscheidungen von Bedeutung ist, wissen wir erstaunlich wenig über die Wirkung politischer Werbung auf einzelne Individuen.»

Die Befunde legten nahe, dass Bürgerinnen und Bürger ein gutes Gespür hätten für die Intensität politischer Kampagnen. Dieses könnte aber trügen, wenn es darum gehe, die Werbemacht des jeweiligen Ja- beziehungsweise Nein-Lagers zu unterscheiden.

Mit dem Forschungsprojekt «Direkte Demokratie Schweiz im 21. Jahrhundert (DDS21)» untersucht das ZDA nach jeder eidgenössischen Abstimmung die Beweggründe für die Teilnahme und Entscheidungen der Stimmberechtigten. Das ZDA ist ein wissenschaftliches Forschungszentrum, das von der Universität Zürich, der Fachhochschule Nordwestschweiz, vom Kanton Aargau und von der Stadt Aarau getragen wird.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?