Menschen mit Behinderung stossen in ihrem Alltag häufig auf Barrieren. Diese können in unterschiedlichen Bereichen auftreten. In einer repräsentativen Studie hat Pro Infirmis, die Dachorganisation für Menschen mit Behinderungen, diese Herausforderungen für Betroffene erstmals ausgewertet.
Untersucht wurden die Lebensbereiche Politik, Arbeit, Mobilität, Kultur, Sport und Freizeit, Bildung, Wohnen, soziale Beziehungen, Recht, Gesundheit, Information und Kommunikation.
Die Ergebnisse der Umfrage mit mehr als 1400 Teilnehmenden zeigen grossen Handlungsbedarf. Denn: In der Schweiz fühlen sich vier von fünf Menschen mit Behinderungen in ihrer Teilhabe in mindestens einem der zehn untersuchten Bereichen stark eingeschränkt.
Politik, Arbeit und Mobilität am stärksten betroffen
Nahezu die Hälfte von ihnen empfindet starke Einschränkungen in drei oder mehr Lebensbereichen. Über ein Fünftel der Menschen mit Behinderungen ist zudem in mindestens der Hälfte der untersuchten Lebensbereiche stark eingeschränkt.
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Am stärksten betroffen sind die Lebensbereiche Politik, Arbeit und Mobilität. So fühlen sich dreiviertel der Betroffenen von der Politik gar nicht oder nur ungenügend vertreten. Sie sind der Meinung, Politikerinnen und Politiker würden zu wenig für Menschen mit Behinderungen tun.
Rund die Hälfte der Behinderten räumt sich zudem keine guten Chancen ein, auf dem regulären Arbeitsmarkt einen Job zu finden. Einerseits, weil es nicht genügend Unternehmen gebe, die dazu bereit seien, Menschen mit Behinderungen einzustellen. Andererseits, weil es zu wenig Arbeitsplätze gebe, an denen diese Menschen überhaupt tätig sein könnten.
Schweiz hat noch einen weiten Entwicklungsprozess vor sich
Zentrale Einschränkungen erleben Behinderte auch im Bereich der Mobilität. Ein Drittel der Befragten fühlt sich in öffentlichen Verkehrsmitteln eingeschränkt – etwa wegen zu hoher oder niedriger Perrons und Plattformen, die das Ein- und Aussteigen erschweren. Jede dritte Person fühlt sich zudem in der Nutzung von Motorfahrzeugen stark ausgegrenzt.
In den übrigen sieben Lebensbereichen offenbart die Studie ebenfalls teils erhebliche Anteile von Menschen, die aufgrund eines Handicaps gesellschaftlich eingeschränkt werden. Insgesamt zeigt die Untersuchung, dass die Schweiz noch einen weiten Entwicklungsprozess hin zu einer inklusiven Gesellschaft vor sich hat.
Es sei darum umso mehr von fundamentaler Bedeutung, zusammen mit den Betroffenen Massnahmen in allen Lebensbereichen zu entwickeln und unverzüglich umzusetzen, schreibt Pro Infirmis. Nur so sei eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Gesellschaft gewährleistet. (oco)