In diesem Winter kann es richtig eng werden. Wenn Wladimir Putin (69) den Gashahn zudreht, hat Europa ein Energie-Problem. Doch schon jetzt kommt es zum Verteilkampf: Unsere Nachbarn Italien und Deutschland haben ihre Ausfuhrgesetze für Gas verschärft. Das bringt uns in Verlegenheit. Im Krisenfall wird der Export in die Schweiz praktisch verboten.
Dabei ist der Gasimport für uns besonders wichtig. Die Schweiz hat keine eigenen Gasspeicher. Ihr einziges Pfand: die Transitleitung zwischen Deutschland und Italien. Schweizer Behörden sollen nun sogar damit gedroht haben, Gas aus dieser Leitung für sich selber zu nutzen, auch wenn es für Italien bestimmt ist. Das berichtet die «Sonntagszeitung». Gemäss einer Klausel habe die Schweiz im Krisenfall das Recht dazu.
Auch «Extremszenarien» geplant
Die Drohung soll bei den Verhandlungen für ein Energie-Solidaritätsabkommen mit den Nachbarländern ganz schlecht angekommen sein. Die Italiener hätten geharnischt reagiert.
Das wird von Bundesbern indirekt bestätigt: «Selbstverständlich zieht in dieser Situation jedes Land verschiedenste Szenarien in Erwägung, auch Extremszenarien», wird dazu eine Sprecherin von Energieministerin Simonetta Sommaruga (62) zitiert.
Sommarugas Notlösung
Die Angst vor einem Energie-Debakel im Winter ist derart gross, dass Bundesrätin Sommaruga jetzt sogar eine hochumstrittene Massnahme vorschlägt. Ihr Departement «prüft für den äussersten Notfall jetzt auch den Einsatz von mit Öl betriebenen Kraftwerken», wie eine Sprecherin der «SonntagsZeitung» berichtet.
Dabei läuft ein solches Kraftwerk Sommarugas Ziel einer schnellen Energiewende eigentlich diametral entgegen. Schliesslich sind Öl-Turbinen noch viel schmutziger als Gaskraftwerke, weil sie wesentlich mehr CO2 ausstossen. Andererseits könnte die Schweiz damit den drohenden Strommangel im Winter abwenden oder zumindest mildern. Denn Öl wird es im Winter voraussichtlich genug geben.
Klar aber ist: Für den Neubau eines solchen Kraftwerks reicht die Zeit nicht. In Birr im Kanton Aargau steht jedoch schon heute ein Versuchskraftwerk, das mit Öl betrieben werden kann. Es verfügt über die gleiche Leistung wie das AKW Beznau 1. Dafür braucht es allerdings riesige Mengen von Öl. Tanks sind auf dem Areal jedoch vorhanden und Bahngleise stellen die Versorgung sicher.