Am Sonntag kurz vor den 13.00 Uhr-Nachrichten muss das Radio Liechtenstein die Hiobsbotschaft in eigener Sache verkünden. Das Stimmvolk will, dass das Gesetz über den «Liechtensteinischen Rundfunk» aufgehoben wird. Somit werden dem Radio die Gelder gestrichen. Die Initianten, die Kleinpartei Demokraten pro Liechtenstein, wollen den Sender privatisieren.
Die Regierung um Medienministerin Sabine Monauni (50) bezweifelte im Vorfeld der Abstimmung, dass dies möglich sei. «Bei Annahme der Initiative ist das Risiko gross, dass es in Zukunft überhaupt keinen liechtensteinischen Radiosender mehr geben wird», warnte die Regierung in der Abstimmungsbotschaft. Doch jetzt ist klar: Das Ländle verzichtet künftig auf einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk.
«Komplett unterschiedliche Voraussetzungen»
Auch in der Schweiz steht dieser unter Druck. Die Schweiz wird über die SRG-Initiative der SVP abstimmen. Von einem schlechten Omen will SP-Nationalrat Jon Pult (40) nichts wissen. «Das sind komplett unterschiedliche Voraussetzungen. Im Fürstentum Liechtenstein kann man problemlos Medien aus der Schweiz oder Österreich konsumieren.» In der Schweiz wäre eine Annahme der SVP-Initiative brandgefährlich, warnt Pult. «Die Schweiz ist ein viersprachiges Land. Nachrichten- und Hintergrundformate lassen sich nicht am Markt finanzieren.» Zudem brauche es die SRG für den Zusammenhalt des Landes.
Dass die skeptische Stimmung vom Nachbarland in die Schweiz überschlägt, glaubt Pult nicht. Er verweist auf eine Blick-Umfrage von Juni. «Das ist das verlässlichere Meinungsbild als das Resultat im Fürstentum.»
Tatsächlich waren im Sommer lediglich 35 Prozent der Bevölkerung klar für die SVP-Initiative, 10 Prozent stimmen ihr eher zu, das zeigt eine Sotomo-Umfrage. Die Gegner sind in der Überzahl.
«Kleiner, kaum ein Markt»
Auch die Befürworter der Initiative sagen, dass die Situation der Schweiz und Liechtenstein nicht verglichen werden könne. «Das Fürstentum ist viel kleiner und dementsprechend gibt es kaum einen Markt», sagt SVP-Nationalrat Gregor Rutz (52). Die Initiative wolle die Rahmenbedingungen für die privaten Medien in der Schweiz verbessern. Bevor über die Initiative abgestimmt werde, gelte es daher zuerst die Debatte über den Leistungsauftrag der SRG zu führen. «Das werden wir in der Kommission machen. Erst danach wird entschieden, wie es mit der Initiative weitergeht.»
Das Radio Liechtenstein sendet vorerst weiter. Erst ab 1. Januar 2026 werden die Gelder fehlen. Und so wird kurz nach der Hiobsbotschaft der nächste Song anmoderiert: «The Winner takes it all» von Abba.