Statement von Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe
Niemand beeinflusst Blick!

Das Departement von Bundesrat Alain Berset habe Blick mit vertraulichen Informationen bedient und dafür wohlwollende Berichterstattung erhalten. Der Vorwurf ist happig – und falsch.
Publiziert: 17.01.2023 um 00:59 Uhr
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Aktualisiert: 17.01.2023 um 06:29 Uhr
Hatten keinen Einfluss auf Blick-Berichterstattung: E-Mails von Berset-Sprecher Peter Lauener (l.) an Ringier-CEO Marc Walder.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian Dorer

«So fütterte Alain Bersets Innendepartement den Blick.» – «Die Corona-Standleitung aus Bersets Vorzimmer zum Ringier-Chef.» – «Wie Bersets Departement den Blick Propaganda für sich machen liess.» So und ähnlich lauteten die Schlagzeilen der vergangenen Tage.

Aufgrund der Berichterstattung in der «Schweiz am Wochenende» und anderen Medienbeiträgen wurde der Eindruck erweckt, die Blick-Politikredaktion habe während der Pandemie Storys direkt aus dem Innendepartement erhalten: Basis dafür seien Informationen, die der damalige EDI-Kommunikationschef Peter Lauener an Ringier-CEO Marc Walder weitergegeben haben soll. Dieser Eindruck ist falsch.

Die Blick-Redaktion verwahrt sich deshalb entschieden gegen diese Darstellung und weist die Unterstellungen in aller Form zurück. Richtig ist, dass die Blick-Redaktion unabhängig von Verlag und Konzern recherchiert und arbeitet. Sie hat keinerlei Weisungen von irgendwem erhalten, auch nicht vom CEO. Ebenso entschieden verwahren wir uns gegen die Unterstellung, wir hätten uns vom Innendepartement beeinflussen lassen.

Die Journalistinnen und Journalisten unserer Polit-Redaktion haben zahlreiche Artikel und Kommentare über die Corona-Massnahmen von Bund und Kantonen verfasst. Sie beruhen auf ihren eigenen, unabhängigen Recherchen, die einzig journalistischen Kriterien verpflichtet sind. Mal hatte unser Polit-Team einen Primeur, was uns freute, mal ein Konkurrent, was uns ärgerte.

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«Nochmals: Die beiden Storys kamen ohne Einfluss des CEOs und basierend auf eigenen Recherchen zustande.»
Christian Dorer
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Namentlich auch in die beiden Recherchen und Texte, die in der «Schweiz am Wochenende» genannt worden sind, war CEO Marc Walder in keiner Weise involviert. Der Primeur über die Impfstoff-Beschaffung vom 11. November 2020 stammt von Quellen von Politik-Chefin Sermîn Faki. Den Primeur über die Lockerungen der Massnahmen vom 11. März 2021 haben der stv. Politik-Chef Pascal Tischhauser und Bundeshausredaktor Ruedi Studer recherchiert. Die Blick-Gruppe hält den Quellenschutz hoch, deshalb verbieten sich weitere Angaben zum Zustandekommen der beiden Primeurs.

Nochmals: Die beiden Storys kamen ohne Einfluss des CEOs und basierend auf eigenen Recherchen zustande.

Derzeit wird in verschiedenen Medien gar der Vorwurf erhoben, es habe einen Deal gegeben zwischen Bundesrat Berset und der Blick-Gruppe: Über den Ringier-CEO sei Blick mit vertraulichen Informationen bedient worden, im Gegenzug habe Blick wohlwollend berichtet.

Der Vorwurf ist nicht nur falsch, sondern geradezu ehrverletzend für die Redaktion. Und er lässt sich mit einem Blick ins Archiv einfach widerlegen: Blick war nicht regierungstreu, sondern nach bestem Wissen und Gewissen faktentreu. Unzählige Male haben wir Entscheide von Bundesrat und Kantonsregierungen hinterfragt und auch Entscheide kritisiert, immer mal wieder auch Bundesrat Alain Berset persönlich. So lautete etwa der Titel eines unserer Kommentare: «Vom Überflieger zur Belastung». Oder als Berset einen 50-Franken-Gutschein fürs Impfen in Aussicht stellte, nannten wir das «eine verzweifelte Kapitulation».

Ganz abgesehen davon hätte ein solcher Deal nie funktioniert. Unsere Journalistinnen und Journalisten hätten einen «Befehl von oben» nicht ausgeführt, und das ist auch richtig so: Das hätte gegen ihr Berufsethos verstossen. Blick arbeitet nicht in einer hierarchischen Linie, in der der CEO etwas vorgibt. Blick arbeitet ausschliesslich nach journalistischen Kriterien, einzig den Leserinnen und Lesern, also Ihnen, sehr geehrte Damen und Herren, verpflichtet.

So wie es unser Redaktionsmanifest im Paragraf 8 regelt: «Die Redaktion arbeitet unabhängig von jeder äusseren Einflussnahme. Wir veröffentlichen, was wir für aktuell, relevant und ethisch richtig halten, und entscheiden frei von politischen, weltanschaulichen oder materiellen Direktiven.»

Dies gilt ganz besonders für unsere Berichterstattung über die historisch schwierige Phase der Pandemie.

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