Ständeratswahlen 2023
So umkämpft sind die Sitze in der kleinen Kammer

Bei den Ständeratswahlen im Herbst zeichnen sich einige sehr spannende Rennen ab. Vor allem in Kantonen, in denen einer oder sogar beide Sitze frei werden, dürften die Entscheidungen eng werden und oft erst im zweiten Wahlgang fallen.
Publiziert: 13.05.2023 um 10:13 Uhr
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Aktualisiert: 13.05.2023 um 10:27 Uhr
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Im Ständerat kommt es zu Rücktritten, weshalb im Herbst mehrere Sitze neu zu vergeben sind.
Foto: Keystone

In Zürich haben bisher fünf Nationalrätinnen und -räte sowie ein Stadtrat ihr Interesse an der Nachfolge von FDP-Ständerat Ruedi Noser angemeldet. Und um dessen Sitz wird es wohl in erster Linie gehen. Denn dass der Bisherige Daniel Jositsch seinen Platz verteidigen kann, sei praktisch sicher - trotz der umstrittenen Bundesratskandidatur im vergangenen Herbst, sagte der Politologe Nenad Stojanovic im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Seiner Ansicht nach hat die FDP mit Regine Sauter durchaus Chancen, sich durchzusetzen. Viel hänge aber von einem eventuellen zweiten Wahlgang ab. Denn sollte Jositsch im ersten Wahlgang gewählt werden, könnte es durchaus sein, dass sich die linken Stimmen zur GLP-Kandidatin Tiana Angelina Moser verlagerten. Dies mit dem Ziel, die FDP-Kandidatin zu verhindern.

Wer folgt auf Knecht im Aargau?

Auch im Kanton Aargau dürfte der bisherige Thierry Burkart aufgrund seiner Bekanntheit als FDP-Parteipräsident problemlos wiedergewählt werden, glaubt der Politologe. Und so kämpfen die restlichen sieben Kandidierenden wohl um den einen Ständeratssitz, der nach dem Rücktritt von Hansjörg Knecht von der SVP frei wird.

Dessen Sitz soll SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner verteidigen. Doch die Konkurrenz ist gross: So gesteht Stojanovic zum Beispiel Mitte-Vertreterin Marianne Binder-Keller Wahlchancen zu. Denn würde nur Burkart im ersten Durchgang gewählt, wäre Binder für gewisse Linke durchaus wählbar, um den SVP-Kandidaten zu verhindern. Vieles hänge davon ab, ob SP und Grüne in einem allfälligen zweiten Wahlgang ihre eigenen Kandidatinnen Gabriela Suter und Irène Kälin erneut aufstellen.

In Bern gibt es ein Duell zwischen Rot und Grün

In Bern präsentiert sich die Ausgangslage noch brisanter: Der Bisherige Werner Salzmann von der SVP dürfte problemlos wiedergewählt werden, glaubt Stojanovic. Denn seine Partei halte traditionell einen Berner Sitz in der kleinen Kammer. Nach dem Rücktritt von SP-Urgestein Hans Stöckli und der Kandidatur des Grünen Bernhard Pulver muss hingegen die SP um ihre Vertretung bangen.

Stojanovic rechnet mit einem spannenden Rennen im linken Lager. Flavia Wasserfallen habe zwar intakte Chancen, gewählt zu werden. Sie sei als Nationalrätin national bekannt und im letzten Herbst zudem als mögliche Bundesratskandidatin gehandelt worden.

Doch der ehemalige Regierungsrat Bernhard Pulver sei beliebt in der Bevölkerung und mache einen gemütlichen Eindruck, sagt Stojanovic. Mit ihm könnten es die Grünen durchaus schaffen, den Ständeratssitz zu erobern. Spannend werde sein, ob und wie sich SP und Grüne in einem möglichen zweiten Wahlgang koordinierten oder sich stattdessen bekämpften.

Zwei freie Sitze in der Waadt

Im Kanton Solothurn will Nationalrätin Franziska Roth den Sitz des zurücktretenden Roberto Zanetti für die SP verteidigen. Doch das dürfte nicht einfach werden, meint Stojanovic. Denn der bodenständige Zanetti sei über die Parteigrenzen hinweg beliebt gewesen und habe auch gewisse Mitte-Rechts-Wähler für sich gewinnen können. Das müsste Roth auch gelingen.

Viel hänge davon ab, wie sich die Stimmen zwischen der FDP und der SVP verteilten. Weil Pirmin Bischof für die Mitte-Partei erneut kandidiert und seine Chancen für eine Wiederwahl gemäss Stojanovic gut stehen, dürfte ein möglicher zweiter Wahlgang umso spannender werden.



In der Waadt haben als einzigem Kanton der Schweiz gleich beide Standesvertreter - FDP-Mann Olivier Français und die Grüne Adèle Thorens - ihren Rücktritt aus dem Stöckli angekündigt. Für die FDP will der ehemalige Regierungsrat Pascal Broulis den Ständeratssitz verteidigen. Für die Grünen stellt sich Nationalrat Raphaël Manaim zur Wahl. Dieser steht zwar auf der gleichen Liste wie SP-Schwergewicht und Nationalrat Pierre-Yves Maillard.

Doch aufgrund der Bekanntheit und Erfahrung des Präsidenten des Gewerkschaftsbundes erachtet es Stojanovic als praktisch ausgeschlossen, dass irgendein anderer Kandidat im linken Lager stärker sein könnte als Maillard. Zwar vertraten von 2007 bis 2015 zwei linke Ständeräte die Waadt. Doch dieses Mal glaubt Stojanovic nicht an ein solches Szenario. Dafür sei Broulis ein zu starker Kandidat. (SDA)

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