Ständeratskandidatin Isabelle Chassot (56)
Die Freiburgerin, die Angela Merkel bewundert

Isabelle Chassot (56) ist zurück in der Politik. Die ehemalige Freiburger Staatsrätin, die das Amt für Kultur leitet, will ihre Erfahrung ins Stöckli bringen.
Publiziert: 16.09.2021 um 08:45 Uhr
|
Aktualisiert: 16.09.2021 um 10:31 Uhr
1/7
Isabelle Chassot ist seit 2013 Leiterin des Bundesamts für Kultur.
Foto: Keystone
Adrien Schnarrenberger

Seit 40 Jahren folgt die Freiburger Vertretung im Ständerat derselben Formel: ein Vertreter der Linken, ein Vertreter der Rechten. Doch Ende Monat könnte sich das ändern: Am 26. September steht der Sitz des ehemaligen SP-Präsidenten Christian Levrat (51) zur Wahl, der in die Postverwaltung gewechselt ist.

Die Sozialdemokraten werden sich anstrengen müssen, um den Sitz mit ihrem Kandidaten Carl-Alex Ridoré (49) zu verteidigen. Die Mitte hat eine starke Kandidatin aus dem Hut gezaubert. Er hat Isabelle Chassot (56) überzeugt, in die Politik zurückzukehren, acht Jahre nachdem Alain Berset (49) die damalige Staatsrätin nach Bern gelockt hatte, um das Bundesamt für Kultur (BAK) zu leiten.

Sie beriet Koller und Metzler

Isabelle Chassot, deren Traum es ist, Angela Merkel (67) zu treffen, ist eine politische Maschine. Und ein Magnet für Wählerstimmen: In elf Jahren (2002–2013) in der Freiburger Regierung hat sie oft die Wahlen dominiert und sowohl von links als auch von rechts Stimmen erhalten. Als persönliche Mitarbeiterin der Bundesräte Arnold Koller (88) und Ruth Metzler (57) ist sie auch mit den Abläufen in der Bundesverwaltung bestens vertraut.

Sie war sehr überrascht über den Rücktritt von Christian Levrat und bat um Bedenkzeit, als ihre Partei sie kontaktierte. Aber schliesslich akzeptierte sie – zu gross die Liebe zur Politik und die Lust auf den Sitz im Ständerat. «Ich wäre keine Kandidatin für den Nationalrat gewesen», gibt die Freiburgerin zu.

Warum diese Liebe zum Stöckli? Isabelle Chassot könnte tun, was sie am liebsten tut: Mehrheiten bilden. «Der Ständerat bemüht sich um Ausgleich. Er debattiert solange bis eine taugliche Lösung eine Mehrheit im Rat findet», sagt die Kandidatin, die zum ersten Mal in ihrem Leben für ein politisches Amt vorsprechen musste.

Alles, was der Mitte fehlt

Apropos Premiere: Sollte Isabelle Chassot gewählt werden, hätte der Kanton Freiburg eine historische 100-prozentige weibliche Vertretung – die 2019 gewählte FDP-Politikerin Johanna Gapany (33) war bereits die erste Freiburger Ständerätin.

Ist eine Vertretung mit zwei französischsprachigen und bürgerlichen Frauen sinnvoll? Chassot, perfekt zweisprachig – ihre Mutter ist Österreicherin und sie arbeitet auf Deutsch – kontert: «Das ist mein Kampf: Es gibt kein rechts gegen links. Es gibt drei Blöcke: die Rechte, die Mitte und die Linke. Und ich gehöre zur mittleren Gruppe.» Für diese seit Jahren erodierende Gruppe wäre Chassot zweifellos ein guter Kauf.

Fehler gefunden? Jetzt melden