Staatsempfang in Zofingen AG
Darum traf Cassis den österreichischen Kanzler im Aargau

Zofingen AG bekam heute hohen Besuch: Bundespräsident Ignazio Cassis empfing den österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer im Aargauer Städtchen. Das hat seinen Grund.
Publiziert: 14.02.2022 um 10:11 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2022 um 14:42 Uhr
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«Fistbump» zur Begrüssung: Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer und der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis heute in Zofingen AG.
Foto: KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

Ein Empfang mit militärischen Ehren und zwei Bundesräte, die ihm die Aufwartung machen: Die Schweiz rollte dem österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer (49) heute den roten Teppich aus. Doch der offizielle Besuch fand nicht in Bern statt, wo Staatsempfänge in der Regel zelebriert werden – sondern im 12'000-Einwohner-Städtchen Zofingen AG.

Freundschaft vertiefen

In einem denkmalgeschützten Gebäude neben der Stadtkirche, in dem sich sonst Paare das Ja-Wort geben, traf Bundespräsident und Aussenminister Ignazio Cassis (60) den österreichischen Amtskollegen am Montagmorgen zum Gespräch unter vier Augen. Anschliessend fand in der Altstadt ein militärischer Empfang statt, an dem auch Justizministerin Karin Keller-Sutter (58) teilnahm. Es folgten Gespräche zwischen der Schweizer und der österreichischen Delegation im Zofinger Rathaus.

Cassis, Keller-Sutter und Nehammer hätten sich über die Vertiefung der strategische Partnerschaft zwischen der Schweiz und Österreich unterhalten, teilte das Aussendepartement (EDA) im Anschluss mit. Aber auch Corona war Thema, die Zusammenarbeit mit den Staaten im Westbalkan, die Lage in Osteuropa – sowie natürlich die Beziehungen der Schweiz zur EU.

Nur eine Schulklasse schaute zu

Keller-Sutter hat mit dem österreichischen Kanzler zudem über die Probleme an der schweizerisch-österreichischen Grenze gesprochen. Seit Monaten reisen aussergewöhnlich viele junge Afghanen illegal in die Schweiz ein. Sie stellen kein Asylgesuch, sondern wollen mehrheitlich weiter nach Deutschland oder Grossbritannien. Keller-Sutter hat zum Ziel, mit Österreich ein bilaterales Rückübernahmeabkommen neu zu verhandeln, um Migranten, die sich illegal in der Schweiz aufhalten, innert 24 Stunden zurück nach Österreich schicken zu können.

Wegen einer angekündigten Demo von Impfgegnern fand der Empfang unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt; die Altstadt war abgeriegelt worden. Ein paar Zuschauerinnen und Zuschauer gab es aber trotzdem: Eine Schulklasse schaute dem Treiben auf dem Thut-Platz in der Altstadt zu und machte Selfies mit den hochrangigen Politikern.

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Der fahnenessende Fähndrich

Der Ort für den Staatsempfang mag überraschen. Doch Zofingen war einst Untertanenstadt der Habsburger. 1299 verkauften ihre Gründer die Stadt an die österreichischen Herzöge, unter deren Herrschaft Zofingen über 100 Jahre stand.

Jede Zofingerin und jeder Zofinger kennt die Geschichte des ehemaligen Stadtvorstehers Niklaus Thut, der der Legende nach der Schlacht bei Sempach 1836 das Zofinger Fähnlein heruntergeschluckt haben soll, um so zu verhindern, dass es an die Eidgenossen geht. Das Zofinger Wappen ist der österreichischen Flagge notabene sehr ähnlich.

Weitere Empfänge ausserhalb von Bern geplant

Nun kehren die Österreicher also nach Zofingen zurück – wenn auch nur für einen kurzen Besuch. Die Stadtpräsidentin teilte mit, für Zofingen sei es eine grosse Ehre, Gastgeberin sein zu dürfen.

In den folgenden Monaten dürften noch einige weitere Städte und Gemeinde zu dieser Ehre kommen. Das Aussendepartement teilt mit, dass Bundespräsident Cassis vorhabe, in seinem Amtsjahr noch weitere Empfänge ausserhalb von Bern durchzuführen. Dies entspreche seinem Credo, die Vielfalt der Schweiz auch gegen aussen zu tragen und «gleichzeitig die Aussenpolitik schweizweit erlebbar zu machen». (lha)

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