Am Sonntagabend startete die dritte Staffel der SRF-Erfolgsserie «Tschugger». Solche Serien und Schweizer Filme könnte es in Zukunft weniger geben, warnt die SRG. Dies, nachdem Medienminister Albert Rösti (56) verkündet hat, die Serafe-Gebühr zu senken. Statt 335 Franken soll jeder Haushalt nur noch 300 Franken bezahlen. Das Ganze soll stufenweise passieren: Ab 2027 würden die Gebühren erst auf 312 Franken, ab 2029 auf 300 Franken sinken.
Nun wehrt sich die SRG. Der Vorschlag würde zu einem massiven Personalabbau führen. Derzeit beschäftigt das Medienhaus knapp 7000 Mitarbeitende. Rund 900 SRG-Stellen müssten mittelfristig in allen Regionen abgebaut werden, warnt die SRG in einer Vernehmlassungsantwort. In etwa gleich viele Stellen würden bei Lieferanten und weiteren Drittfirmen wegfallen. Auch das Programm müsste «einschneidend» reduziert werden. «Dies geschieht ohne Rücksicht auf das Publikum.»
Mehrere Konsequenzen
Die SRG weist auf mehrere Konsequenzen hin: So müssten alle Standorte überprüft werden, beim Sport seien viele Aussenproduktionen nicht mehr möglich. «Einige Grossveranstaltungen in der Schweiz, wie die Produktion von Welt- oder Europameisterschaften, wären ebenfalls infrage gestellt.» Auch Schweizer Filme und Serien müssten wohl reduziert werden. «Weniger Produktionsmittel heisst auch weniger Übertragungen von Veranstaltungen, Gottesdiensten und Musikaufnahmen», heisst es in Bezug auf Kulturanlässe.
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Rösti will mit seinem Vorschlag die Halbierungs-Initiative der SVP bekämpfen. Als früherer SVP-Nationalrat hat er für die Initiative seiner Partei Unterschriften gesammelt, sass gar im Komitee. Die Initiative will die Radio- und TV-Gebühr auf 200 Franken senken. Das würde wohl noch stärkere Einschränkungen des Programms bedeuten.
SRG sieht Demokratie in Gefahr
Laut der SRG könne der «radikalen Halbierungsinitiative» am besten mit einem starken Angebot begegnet werden, das einen persönlichen und gesellschaftlichen Mehrwert schaffe. «Eine Demokratie lebt davon, dass die Bürgerinnen und Bürger gut informiert sind. In einer Zeit, in der Medien mit wachsenden Finanzierungsproblemen kämpfen und Stellen abgebaut werden, ist es falsch, die SRG massiv zu schwächen», sagt SRG-Verwaltungsratspräsident Jean-Michel Cina (60) in einer Mitteilung.
Generaldirektor Gilles Marchand ergänzt: «Von einem gesunden und solid finanzierten öffentlichen Medienhaus profitiert der gesamte Medienplatz Schweiz.» Die SRG unternehme alles, um den starken Rückgang ihrer kommerziellen Einnahmen zu kompensieren. Aber: «Eine weitere Schwächung würde sich mit Sicherheit negativ auf die Qualität der Programmleistungen auswirken, und zwar in allen Regionen. Zum Nachteil des Publikums.»
Die Mediengewerkschaft «Schweizer Syndikat Medienschaffender» (SSM) unterstützt die Stellungnahme der SRG. «Das Personal steht bereits heute massiv unter Druck und soll nun mit weniger Mitteln und Kapazitäten einen unveränderten Leistungsauftrag der SRG stemmen? Diese Rechnung geht nicht auf», schreibt Silvia Dell’Aquila, Zentralsekretärin der SSM.
Weitere Verluste für die SRG
Nebst der von Rösti vorgeschlagenen Reduktion der Medienabgabe würde sich das Budget gemäss SRG weiter verkleinern. Denn der Bundesrat hat bereits beschlossen, die jährlichen 1,25 Milliarden Franken für die SRG ab 2025 nicht an die Teuerung anzupassen. Zudem sei ein Rückgang der Werbeeinnahmen zu erwarten.
Rösti ist sich bewusst, dass die Pläne mit einem Stellenabbau einhergehen. An der Medienkonferenz in Bern sagte er: «Klar ist, dass Hunderte Stellen verloren gehen.» Bei einem Betrieb der Grösse der SRG soll das aber laut dem Bundesrat im Rahmen der natürlichen Fluktuation und der notwendigen Transformation möglich sein. Die vier Landessprachen und die vier Kulturen sollen weiterhin ausreichend im Programm der SRG bedient werden, versprach Rösti. (bro)