Heute bleibt es ruhig bei Pascal Couchepin. Seinen 80. Geburtstag feiert der alt Bundesrat zu Hause in Martigny VS. Der Grund für das Ausbleiben der grossen Festlichkeiten zum runden Geburtstag: Couchepin erholt sich gerade von einer Covid-Erkrankung. «Die Pandemie ist leider noch nicht vorbei», sagt er zu Blick. Es gehe im aber gut, er habe nur noch leichten Schnupfen.
Seinen Geburtstag wird Couchepin aber nachfeiern. Über Ostern fährt er mit 17 Familienmitgliedern nach Florenz (I). Der Ausflug über Ostern ist eine Familientradition der Couchepins – schliesslich bedeute sein Name Pascal wörtlich «der Österliche».
Auf die Ferien und das gemeinsame Nachfeiern freut sich der Couchepin, der von 1998 bis 2009 Mitglied der Landesregierung war. In Erinnerung ist der Unterwalliser geblieben, weil er sich gerne und häufig mit SVP-Übervater und Bundesratskollege Christoph Blocher (81) gestritten hat. Couchepin war eine Art «Anti-Blocher» in der Regierung.
Geburtstagswünsche eines alt Bundesrats
Was er sich zum Geburtstag wünscht: «Dass das Leben so interessant bleibt wie schon immer.» Das bedeute für ihn Glück im Leben – nie das Interesse am Leben und den Menschen zu verlieren.
Dann spricht aber auch schon der Politiker aus ihm: Die Verhältnisse zwischen der Schweiz und Europa müsse man wieder auf ein gutes Niveau bringen – er hofft, dass dies dem Bundesrat gelingt. Er sei ja für den Rahmenvertrag gewesen, allerdings sei dieser Zug abgefahren.
Ein weiterer Geburtstagswunsch des Wallisers: Ein baldiges Ende des Ukraine-Konflikts. Von den Gräueltaten dort sei er tief betroffen. Es brauche bald eine diplomatische Lösung, um dem Leid der Ukrainer ein Ende zu setzen: «Sie sind die Opfer. Ihr Land wird verwüstet – das ist furchtbar.» Wann und wie man zu einer Lösung komme, sei jetzt offen.
Stolz auf seine FDP
«Ich habe sicherlich nicht alles perfekt gemacht, aber ich habe auf lange Sicht keinen grossen Fehler gemacht», antwortet er auf die Frage, was ihm bei einem Rückblick auf sein langes Leben durch den Kopf geht. Das habe er von seiner Mutter gelernt: «Sie war skeptisch gegenüber allen Leuten, die zu begeistert waren für eine Sache und forderte ausgewogene Lösungen.»
Besonders stolz ist er auf zwei Dinge: Auf die FDP und die Revision der Invalidenversicherung (IV). «Ich bin noch immer Mitglied einer Partei, auf die ich stolz bin – und auf das, was wir zusammen erreicht haben.» Ihm ist auch die fünfte Revision der IV in seiner Amtszeit gelungen: «Als ich das Amt übernommen habe, war die IV ein kontroverses Problem. Jetzt ist es ruhig geworden dank der Massnahmen, die wir beschlossen haben.» Die Revision der AHV hingegen ist ihm nicht gelungen – er hofft, dass Bundesrat Alain Berset (49) Lösungen dafür finden werde.
Die Arbeit als Bundesrat sei schwierig gewesen, «brachte aber auch viel Genugtuung». Rückblickend hätte er sich gewünscht, die schönen Momente mehr geniessen zu können. Auch mehr Zeit, um die Verhältnisse untereinander im Bundesrat zu pflegen. «Aber dafür blieb keine Zeit. Als Bundesrat geht es von einem Ereignis zum nächsten.»
Lesen, leben und lernen
Und was beschäftigt ihn heute? Couchepin zeigt, dass er innerlich jung geblieben ist: Im Moment lese er viel über Kryptowährungen und Blockchain und versuche die Thematik zu verstehen.
Auch die Entwicklung im Energiesektor verfolgt er gespannt mit. Alternative Energien wie Solaranlagen seien vielversprechend – er ist allerdings auch überzeugt, dass man auf AKWs in der Übergangsphase nicht verzichten könne. Auch bei der Energiebilanz der Wohnungen sieht er noch Handlungsbedarf. Weshalb man hier nicht energischer vorgehe, versteht er nicht. Bis 2030 sollten seiner Meinung nach alle Wohnungen renoviert werden.
Das Handeln überlässt er seinen Nachfolgern. «Praktisch will ich nicht mehr viel unternehmen, aber immer weiter lernen und Leute und Hintergründe verstehen.»