Der Bundesrat lockert das Corona-Regime stärker als erwartet. Obwohl vier der fünf Richtwerte, von denen er eine Öffnung einst abhängig gemacht hatte, nicht erfüllt sind.
Konsequent ist das nicht. Doch der Bundesrat kann gute Argumente für die Lockerung geltend machen. Erstens kommt die Impfkampagne langsam, aber sicher auf Touren. Schon bald sollten alle Risikopersonen geschützt sein. Zweitens steht der Sommer vor der Tür. Die steigenden Temperaturen haben schon vor einem Jahr zu einer Entspannung geführt.
Drittens reagiert die Landesregierung auf die Stimmung im Land. Wie die Jugendunruhen in St. Gallen gezeigt haben, droht diese zu kippen. Der Bundesrat muss verhindern, dass sich die Bevölkerung um die Corona-Massnahmen foutiert.
In dieser Lage zeigt er Mut zum Risiko – und das zu Recht: Der Zeitpunkt für Öffnungen ist gut gewählt, die epidemiologische Lage ist stabil, wenn auch auf erhöhtem Niveau.
Neben diesem Mut zum Risiko muss die Landesregierung aber auch den Mut zum Durchgreifen haben, falls die Fallzahlen stark ansteigen sollten. Einen Fehler wie im letzten Oktober, als sie die Zügel viel zu lange schleifen liess, darf sie sich nicht noch einmal leisten.