Fast 5800 Türkinnen und Türken haben zwischen Januar und Oktober ein Asylgesuch in der Schweiz gestellt. Damit ist die Türkei nach Afghanistan das Land, aus dem aktuell am zweitmeisten Asylsuchende kommen.
Wie die Zeitungen von CH Media berichten, versuchen sich einige der türkischen Asylsuchenden den Asylstatus in der Schweiz mit falschen Dokumenten zu erschleichen. Berichtet wird von falschen Haftbefehlen, die Türken vorlegen, um Verfolgung in ihrem Heimatland nachzuweisen. Verfolgung – zum Beispiel wegen politischen Engagements oder dem Glauben – ist Voraussetzung dafür, dass jemand als Flüchtling anerkannt und folglich Asyl erhält.
Korrupte Beamte stellen Dokumente aus
Ein türkischer Flüchtling erzählt CH Media, wie der Betrug laufen soll. Die Türken würden sich als Mitglieder der verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK ausgeben. Über ein Büro mit Kontakt zu korrupten Anwälten, die wiederum Kontakt zu korrupten türkischen Staatsanwälten hätten, kämen sie an die falschen Haftbefehle. Die geschmierten Beamten würden diese ausstellen und wieder löschen, sobald der Asylantrag gutgeheissen wurde.
Mehrere Tausend Franken sollen die Asylsuchenden dafür zahlen. Auch in türkischen Medien sei diese Betrugsmasche bereits Thema gewesen. Nebst falschen Haft- würden auch fingierte Hausdurchsuchungsbefehle ausgestellt.
Gemäss der von CH Media zitierten Quelle soll es mehreren Asylsuchenden gelungen sein, sich auf diesem Weg in der Schweiz Asyl zu erschleichen. Ob das stimmt, ist unklar. Ebenso, wie viele Asylsuchende auf diesem Weg versuchen an den Flüchtlingsstatus zu kommen.
SEM erkennt Betrug
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) teilt auf Anfrage von CH Media mit, dass man den Betrug erkenne. Die Spezialisten könnten diese Manipulation «eindeutig nachweisen», heisst es. Wie und seit wann, lässt das SEM offen – man wolle nicht, dass die Betrüger daraus lernen.
Wurden nach dem gescheiterten Putsch gegen die türkische Regierung 2016 knapp 87 Prozent der Asylgesuche von Türkinnen und Türken bewilligt, sind es heute nur noch rund die Hälfte. Die Zahl der missbräuchlichen Gesuche hat laut SEM zugenommen. (lha)