Seit 1991 feiert die Ukraine am 24. August ihre Unabhängigkeit von der Sowjetunion. «Dieses Jahr ist der Tag aber leider kein Freudenfest, wie in all den Vorjahren», sagt der ukrainische Botschafter Artem Rybchenko (39) zu Blick. Das Datum markiert zugleich den Beginn des russischen Angriffskriegs vor genau sechs Monaten.
Rybchenko befürchtet, dass die russischen Angriffe an diesem Tag besonders hart ausfallen werden. Deshalb werde es für ihn ein schwieriger Tag. Glücklich seien wohl nur Ärztinnen und Ärzte, die auch an diesem Tag mit ihrer Arbeit Leben retten, sagt der Botschafter in Bern. Dennoch könnten die Retter in Weiss teilweise nicht mehr helfen: «Jeden Tag sterben Menschen, das darf die Welt nicht vergessen», so Rybchenko. An diesem Tag denke die ukrainische Bevölkerung umso mehr daran, dass sie unabhängig sein wolle – und ein Teil von Europa.
Cassis im ukrainischen TV
Der Schweiz sei er sehr dankbar für die bereits geleistete Hilfe, sagt der Botschafter. Auch darüber, dass man sich hier bereit erklärte, kranke ukrainische Kinder zur Pflege aufzunehmen. «Unsere Kinder sind schliesslich unsere Zukunft.» Kritik mag er an der Schweiz nicht mehr äussern, aber er erinnert daran, dass die Ukraine weiterhin dringend auf Hilfe angewiesen sei. Etwa Medizin und Lebensmittel seien im Kriegsgebiet knapp.
Im ukrainischen Fernsehen gibt es anlässlich des Unabhängigkeitstages am Mittwoch den ganzen Tag ein Sonderprogramm. Politikerinnen und Politiker aus der ganzen Welt werden sich an diesem Tag an die ukrainische Bevölkerung wenden. Darunter ist auch der Schweizer Bundespräsident Ignazio Cassis (61), wie dessen Direktion Blick bestätigt.