Die Schweiz zeigt Herz. Sie bereitet sich darauf vor, verletzte ukrainische Kinder und deren Eltern zu übernehmen. Zuvor hatte das Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) eine erste Anfrage der Nato für die Aufnahme von Ukrainerinnen und Ukrainern noch zur Ablehnung empfohlen. Wie das EDA nun eine Meldung der «Tagesschau» bestätigt, sollen jetzt aber 155 Kinder in unserem Land medizinische Hilfe erhalten.
Bewegung in die Sache hat ein Brief der ukrainischen Botschaft gebracht, der an Aussenminister Ignazio Cassis (61) adressiert war, wie der Botschafter Artem Rybchenko (39) sagt. Darin wird von ukrainischer Seite garantiert, dass kein Militär zur medizinischen Behandlung in die Schweiz geschickt wird. Das EDA gab darum eine «positive Einschätzung zu den Gesuchen» ab und leitete sie an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiter. Auf Blick-Anfrage signalisiert auch das BAG Zustimmung.
Kantone organisieren sich
Dass das Departement des gelernten Arztes Cassis Mitte Juni die erste Anfrage noch ablehnte, begründet es damit, dass die Genfer Konventionen neutralen Staaten vorschreibe, behandelte Soldaten dürften nach ihrer Genesung «nicht mehr an Kriegshandlungen teilnehmen». Es sei aber für die Schweiz fast unmöglich, Zivilisten von Soldaten zu unterscheiden.
Mit der nun anstehenden Aufnahme von Kindern dürfte das kein Problem sein. Es sei nun am Koordinierten Sanitätsdienst (KSD), die Aufnahme mit den Kantonen und Spitälern zu koordinieren, heisst es beim EDA.
Österreich nahm drei Verletzte auf
Auch unser Nachbar Österreich ist neutral. Wien habe bereits drei verletzte ukrainische Zivilisten zur Pflege aufgenommen, heisst es beim dortigen Innendepartement. Angeboten hat die österreichische Regierung, 100 verletzte Zivilisten aufzunehmen.
Die Aufnahme stellt sich aber als nicht ganz einfach heraus. «Die Menschen müssen transportfähig sein, und dann muss auch noch das medizinische Angebot hier passen», so Sprecher Thomas Fussenegger. Darum wurden in Österreich schon Fälle abgelehnt.
Aufwendig ist die Sache, weil Österreich auch barrierefreie Wohnungen für die Verwundeten und deren Angehörige organisiert. Dies prüft die Schweiz ebenfalls.