Der Schweizer Diplomat Philippe Lazzarini (59) steht unter Druck. Seit 2020 ist er Direktor des Uno-Hilfswerks für Palästinenser-Flüchtlinge (UNRWA). Dieses ist mit happigen Vorwürfen konfrontiert. Dem israelischen Geheimdienst zufolge waren zwölf Mitarbeitende in die Terrorangriffe am 7. Oktober auf Israel involviert.
Und das soll nur die Spitze des Eisbergs sein. Wie das «Wall Street Journal» Anfang Woche berichtete, hätten rund zehn Prozent der UNRWA-Mitarbeitenden, die im Gazastreifen tätig sind, Verbindungen zur Hamas oder dem Islamischen Dschihad. Die UNRWA reagierte und entliess mehrere Mitarbeitende. Auch Lazzarini ist mit Rücktrittsforderungen konfrontiert.
Parlamentarier laden Lazzarini ein
Die Vorwürfe beschäftigen auch das Schweizer Parlament. Die Aussenpolitische Kommission (APK) des Nationalrats zitiert UNRWA-Direktor Lazzarini zu ihrer nächsten Sitzung am 25. März. Man habe ihn eingeladen, um mit ihm über die Situation zu diskutieren, in der sich die UNRWA derzeit befinde, sagte Kommissionspräsident Laurent Wehrli (58). Die Sitzung findet nicht wie üblich in Bern, sondern in Genf statt.
Die Einladung sei schon seit Längerem geplant gewesen, so Wehrli zu Blick. Lazzarini habe vor wenigen Tagen zugesagt. Angesichts der neusten Entwicklungen erhält das Treffen nun grössere Bedeutung. Mehrere Staaten haben entschieden, die Zahlungen an die UNRWA vorübergehend einzustellen.
Auch die Schweiz wartet zu. Das Parlament hatte vergangenen Dezember beschlossen, dass die Gelder nur ausbezahlt werden dürfen, wenn die Aussenpolitischen Kommissionen von National- und Ständerat dem vorgängig zustimmen. Die Diskussion darüber werden die Kommissionen erst im Frühjahr führen – also nach dem Gespräch mit Lazzarini. Die Schweiz überweist dem Palästinenser-Hilfswerk jährlich 20 Millionen und gehört damit zu den grösseren Geldgebern.