Schweizer wollen kanadisches Modell
Punktesystem bei der Zuwanderung – kann das bei uns funktionieren?

Eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung sieht das Migrationsmodell, wie Kanada es kennt, als Lösung für die Steuerung der Zuwanderung. Anders sieht es eine Mehrheit in Bundesbern.
Publiziert: 11.09.2024 um 00:38 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2024 um 10:53 Uhr
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Kanadische Einwanderer werden nach einem Punktesystem bewertet: Für Berufserfahrung, Englisch- und Französischkenntnisse werden Punkte vergeben.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • 65 Prozent der Schweizer befürworten ein Punktesystem wie Kanada es kennt
  • SVP-Fraktionschef Aeschi würde das System auch in der Schweiz sehen
  • FDP- und SP-Mitglieder sind kritisch
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Sophie ReinhardtRedaktorin Politik

Seit 1967 gilt in Kanada ein Punktesystem, das Einwanderungswillige bewertet. Je nach Ausbildung, Arbeitserfahrung, Sprachkenntnissen und Alter werden den Einreisewilligen Punkte vergeben: Wer 67 von 100 Punkten bekommt, kann einwandern. Die Grundidee dahinter ist, dass nicht das Herkunftsland für die Zulassung entscheidend ist, sondern die Qualifikation.

Ein solches System würden auch die Schweizerinnen und Schweizer begrüssen. Das zeigt das neueste Chancenbarometer. In dieser repräsentativen Umfrage gaben 65 Prozent der befragten Schweizerinnen und Schweizer an, dass sie ein solches Punktesystem analog zu Kanada befürworten würden.

Aeschi sieht Vorteile

Zu denen, die sich ein solches System auch für die Schweiz vorstellen könnten, gehört SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (45, ZG). «Wir fordern eine Selektion, bei der Qualität vor Quantität kommt», sagt er dem Blick. Ein Punktesystem sei auch im Abstimmungskampf um die Masseneinwanderungsinitiative 2014 ein Thema gewesen.

Allerdings macht auch er keinen Hehl daraus, dass dieses nicht mit der heutigen Personenfreizügigkeit zu vereinbaren sei. «Ich bezweifle, dass die EU den Schweizer Forderungen nach einer eigenständigen Steuerung der Zuwanderung entgegenkommen wird», so Aeschi.

SP und FDP sind kritisch

«Das Punktesystem ist zwar gut gemeint, aber es vermittelt meiner Meinung nach die Illusion, die Einwanderung in die Schweiz kontrollieren zu können. Es ist ein Trugschluss», sagt FDP-Ständerat Damian Müller (39, LU). Das aktuelle System funktioniere gut, weil es auf die Bedürfnisse der Unternehmen und der Schweizer Wirtschaft abgestimmt sei, so der Luzerner.

Was das Beispiel Kanada betrifft, so versuche das Land, sein riesiges Territorium zu bevölkern. «Dies ist in der Schweiz nicht der Fall, wo die Bevölkerungsdichte bereits sehr hoch ist, und einige Parteien die Schweiz auf 10 Millionen Einwohner beschränken möchten», sagt Müller mit Anspielung auf die SVP-Nachhaltigkeits-Initiative.

Das Punktesystem könne auch die illegale Migration nicht unterbinden. Müller argumentiert, dass Ausländer, die nach einer besseren Zukunft suchten, weiterhin versuchen würden, sich über den Asylweg in der Schweiz niederzulassen.

Auch bei der SP findet man, das kanadische System habe «grosse Mängel», wie SP-Nationalrätin Nina Schläfli (34, TG) dem Blick sagt. Für die Einführung eines Punktesystems müsst man die bilateralen Verträge mit der EU kündigen, das würde den Fachkräftemangel verschlimmern und die Schweiz isolieren, ist sie sich sicher. Eine hohe Qualifikation sei zudem noch keine Garantie für eine Anstellung, so Schläfli.

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