Schweizer Linksextreme solidarisieren sich mit ihr
Hammerbande zertrümmert Schädel

Sie sind linksextrem und brutal: die Mitglieder der Hammerbande. Mit Hämmern zertrümmerten sie Schädel und Sprunggelenke von Neonazis. Nun zeigt sich: Schweizer Linksextreme solidarisierten sich vermehrt mit gewalttätigen deutschen Gruppierungen wie der Hammerbande.
Publiziert: 07.01.2024 um 15:49 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2024 um 08:21 Uhr
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Bewaffnet mit Hämmern und Teleskopstöcken machte die Hammerbande Jagd auf Neonazis. Ihre Anführerin Lina E. wurde später verurteilt. Ihre Anhänger forderten im Sommer 2023 in Bielefeld (D) Solidarität mit der Verurteilten.
Foto: IMAGO/Moritz Schlenk
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Sie bewaffneten sich mit Hämmern und Teleskopstöcken, jagten damit Neonazis. Dann prügelten sie auf ihre Opfer ein, zertrümmerten ihre Schädel, die Sprunggelenke. 

13 vermeintliche und tatsächliche Neonazis sollen sie insgesamt teils lebensgefährlich verletzt haben: die Hammerbande. Angeführt wurde die Truppe von Lina E.* (28). Die linksextreme Schlägertruppe operierte jahrelang in Osten Deutschlands. In Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt.

Im vergangenen Februar sollen mindestens acht deutsche Linksextremisten in Budapest mutmassliche Neonazis überfallen und mit Tritten, Totschlägern und Reizgas zum Teil schwer verletzten haben.

Ziel: den politischen Gegner ausser Kraft setzen

Die deutsche Bundesanwaltschaft stuft die Hammerbande als Teil einer kriminellen Vereinigung ein, die «spätestens im Jahr 2018 in und um Leipzig» bestanden hat, wie die Zeitung «Bild» berichtet. Ihr Ziel: Aus einer militant-extremistischen Ideologie heraus die politischen Gegner attackieren und zur Aufgabe aller politischen Aktivitäten zwingen. Laut den deutschen Behörden lehnt die Hammerbande den Rechtsstaat ab.

Gemäss Informationen von «Bild» soll Anführerin Lina E. spätestens seit August 2018 Mitglied der «Hammerbande» gewesen sein. Sie wurde – als Tochter einer Sozialpädagogin und eines Oberstudienrats – in Kassel (Hessen) geboren. Dort wuchs sie auf, dort machte sie später Abitur. Für das Studium der Sozialpädagogik in Halle zog sie dann nach Leipzig. Ihre Bachelorarbeit soll das Thema «Umgang mit Neonazismus in der Jugendarbeit» gehabt haben.

Bundeskriminalamt fahndet nach Partner von E.

Lina E. soll mit Johann Guntermann (30), der ebenfalls in der linksextremen Szene aktiv ist, verlobt sein. Auch er galt laut deutscher Bundesanwaltschaft bereits im Jahr 2018 als «zentraler» Kopf der Hammerbande.

Wie «Bild» weiter berichtet, hatte sich Guntermann die Wörter «Hate» und «Cops» (zu Deutsch etwa «Hass auf Polizisten») tätowieren lassen. 2018 wurde er wegen schweren Landfriedensbruchs zu 19 Monaten Knast verurteilt, weil er das Amtsgericht Leipzig mit Steinen angegriffen hatte. Zudem soll er ebenfalls bei einem Überfall auf eine Neonazi-Kneipe dabei gewesen sein. Und auch in Budapest soll er unter den Angreifern gewesen sein.

In einem Prozess gegen die mutmassliche Linksextremistin und drei weitere Angeklagte hat das sächsische Oberlandesgericht in Dresden im vergangenen Sommer mehrjährige Haftstrafen verhängt. Es verurteilte Lina E. unter anderem wegen der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten. Die mitangeklagten Männer erhielten Haftstrafen zwischen zwei Jahren und fünf Monaten sowie drei Jahren und drei Monaten. Guntermann war nicht darunter, das Bundeskriminalamt fahndet noch immer nach ihm.

Verbindungen in die Schweiz

Nun zeigen Recherchen der «NZZ am Sonntag»: Auch in der Schweiz warnt der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) in seinem jüngsten Lagebericht vor zunehmender linksextremistischer Gewalt. So sollen Schweizer Linksextreme sich vermehrt mit gewalttätigen deutschen Gruppierungen solidarisieren, darunter auch mit der Brutalo-Bande aus Deutschland!

Gemäss «NZZ am Sonntag» ist es demnach in der Vergangenheit auch in der Schweiz zu Zwischenfällen gekommen, die an die Taten der Hammerbande erinnern. So griff etwa ein linksextremer Mob 2019 am helllichten Tag eine Männergruppe an, verprügelte sie mit Veloketten und Flaschen. Einer der Angreifer, ETH-Doktorand Martin S.** (32), konnte aufgrund von DNA-Spuren gefasst werden. Er musste sich später vor Gericht verantworten, wurde allerdings nicht verurteilt – weil die Beweislage für eine Verurteilung nicht ausreichte. Gemäss Anklageschrift soll er auch enge Verbindungen zur linksextremen Szene in Deutschland gehabt haben und an Ausschreitungen am G20-Gipfel in Hamburg (D) 2017 beteiligt gewesen sein.

Im Sommer 2022 wurde laut «NZZ am Sonntag» in Zürich ein weiterer Vorfall verzeichnet, bei dem Vermummte einen Mann mit mutmasslich rechtsextremen Tattoos am Unteren Letten zusammenschlugen. Trotz anderthalb Jahren seit der Tat liegt der Fall noch nicht bei der Staatsanwaltschaft, da die Polizei die Täter bisher nicht identifizieren konnte. 

* Name der Redaktion bekannt

** Name geändert

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