Zufrieden, aber am Limit!
Druck, Stress, Burnouts – Alltag vieler Lehrkräfte

An einer Medienkonferenz zum Schulstart stellten die Berufsverbände der Lehrpersonen aus der Schweiz eine Studie zur Berufszufriedenheit vor. Sie zeigt: Es gibt Luft nach oben.
Publiziert: 08.08.2024 um 12:20 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2024 um 12:28 Uhr
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Lehrerinnen und Lehrer bewerten ihre Zufriedenheit im Beruf gemäss einer neuen Studie auf einer Schulnotenskala mit 4,2.
Foto: Gaetan Bally
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Schweizer Lehrerinnen und Lehrer stehen unter Druck – und das nicht zu knapp. Eine aktuelle Studie des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) zeigt, dass die Zufriedenheit im Beruf auf einem kritischen Niveau stagniert. In der Deutschschweiz reicht es gerade mal für ein «Genügend». In der Westschweiz würden die Lehrkräfte gar die Note 3,9 zücken. Also: knapp ungenügend!

Insgesamt liegt die Zufriedenheit auf einer Skala von 1 bis 6 bei 4,2. «Grundsätzlich sind Lehrpersonen glücklich im Beruf, aber es gibt Warnsignale», sagte LCH-Zentralpräsidentin Dagmar Rösler (52) an der Medienkonferenz in Bern. Für die aktuelle Studie wurden in der Deutschschweiz 16'500 Fragebogen, in der Romandie 2230 ausgewertet.

Zwar bewerten die Lehrpersonen die Beziehungen zu Schülern und Kolleginnen positiv. Und doch: Die Nerven vieler Lehrerinnen und Lehrer liegen blank. Zwar erleben sie ihren Schulalltag als abwechslungsreich und sinnstiftend, doch das reicht nicht aus, um die steigenden Belastungen zu kompensieren. Zwar lieben die meisten Lehrkräfte ihren Job – aber sie leiden auch vermehrt darunter. Das hat mehrere Gründe.

Druck, Stress, Burnout – Alltag vieler Lehrpersonen

Die Lehrerinnen und Lehrer müssten sich mit immer mehr Bürokratie herumschlagen, der Koordinationsaufwand nehme zu und die Rahmenbedingungen zur individuellen Förderung der Schüler seien schlicht unzureichend, sagte Rösler.

Auch würden Lehrkräfte die integrative und individuelle Förderung unterstützen. Aber: Unruhe in der Klasse, häufigere Elterngespräche, mehr Aufwand – Lehrpersonen sähen einen Widerspruch zwischen dem Anspruch, alle Schülerinnen und Schüler zu fördern und dem starren Lehrplan. Am Ende des Tages bleibe kaum Zeit zum Abschalten – der Stress begleite Lehrpersonen bis nach Hause. Das führe immer häufiger zu Burnouts.

Stärkere Zusammenarbeit zwischen Romandie und Deutschschweiz

Als wäre das alles nicht genug, macht auch der akute Lehrermangel die Situation nicht einfacher. Oft seien die verbleibenden Lehrkräfte dazu gezwungen, ihr Pensum zu erhöhen, selbst wenn sie bereits am Limit arbeiteten, sagte Rösler. Die Wartezeiten bei Fachstellen seien lang, oft bleibe nichts anderes übrig, als selbst in die Bresche zu springen. Im Vergleich zur letzten Umfrage aus dem Jahr 2014 hat sich die Situation gar leicht verschärft.

Um die Situation zu verbessern, haben LCH und der westschweizerische Lehrerverband SER beschlossen, ihre Kräfte zu bündeln. Ein gemeinsamer Gesellschaftervertrag soll die Zusammenarbeit stärken und für mehr Durchschlagskraft auf nationaler Ebene sorgen. Ob das reicht, um den Druck von den Lehrkräften zu nehmen? Die kommenden Jahre werden es zeigen. Die Lehrkräfte stehen bereit, aber die Frage bleibt: wie lange noch unter den aktuellen Bedingungen?

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