«Die Druckwelle hat mich durch den Raum geschleudert»
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Im Interview:So erlebte die Schweizer Botschafterin die Explosion

Schweizer Botschafterin wurde bei Explosion in Beirut leicht verletzt
«Die Druckwelle hat mich durch den Raum geschleudert»

Bei der verheerenden Explosion in Beirut wurde auch die Schweizer Botschafterin Monika Schmutz leicht verletzt. Sie war bei der Explosion in der Botschaft und wurde von der Druckwelle durch ihr Büro geschleudert.
Publiziert: 05.08.2020 um 17:38 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2020 um 21:37 Uhr
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Die Schweizer Botschafterin in Beirut: Monika Schmutz
Foto: Facebook
Ruedi Studer

Dutzende Tote, Hunderttausende Obdachlose, ganze Stadtteile in Trümmern. Die Folgen der Explosionskatastrophe in Beirut sind verheerend. Auch die Schweizer Botschaft wurde schwer beschädigt, die Botschafterin Monika Schmutz wurde leicht verletzt – konnte am Mittwoch aber wieder die Arbeit aufnehmen.

«Die Situation bleibt für alle, die diese erlebt haben, ziemlich sicher unvergesslich – so auch für mich», erklärt Schmutz in einer Mitteilung des Aussendepartements. Zum Zeitpunkt der Explosion war sie in ihrem Büro auf der Botschaft. «Die Druckwelle hat mich mit aller Kraft erfasst und wortwörtlich durch den Raum geschleudert.»

«Ein Teppich aus Blut und Scherben»

Es gehe ihr den Umständen entsprechend gut. «Ich wurde bei der Explosion leicht verletzt und wurde danach in einem Spital professionell betreut», so Schmutz. «Die Szenen in den Spitälern und auf den Strassen sind unbeschreiblich und der Einsatz aller Personen, die im Gesundheitsbereich arbeiten, ist beeindruckend.» Ihnen gelte ihr tiefer Respekt.

«Ich habe gestern selbst sehr viel spontane Solidarität erlebt und beobachtet», erzählt Schmutz weiter. Man müsse sich vorstellen, dass sie zu Fuss und von Arbeitskollegen begleitet in ein nahegelegenes Spital gelaufen sei – «und die ganz Strasse ein Teppich aus Blut und Scherben war».

Angesichts der Lage sei sie dankbar, dass ihr Team und alle Familienangehörigen wohlauf seien und «dass wir grosses Glück im Unglück hatten». Ihre Gedanken seien bei der Bevölkerung des Libanon und speziell bei den Opfern und ihren Familien, so Schmutz.

Nur 600 Meter vom Explosionsort entfernt

Die Lage bleibe unübersichtlich, erklärt Schmutz zur aktuellen Situation in Beirut. Die Zahlen von Verletzten (momentan rund 4000) und Toten (momentan über hundert) würden laufend nach oben korrigiert. «Sämtliche Gebäude im weiträumigen Umkreis des Hafens sind beschädigt» so Schmutz. «Unsere Vertretung und die Residenz liegen in Ostbeirut und nur rund 600 Meter Luftlinie vom Explosionsherd entfernt. Die Zerstörung ist hier am stärksten.»

In der Botschaft selbst kann sie derzeit aber nicht arbeiten. Diese wurde stark beschädigt und muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben. «Mein Team und ich arbeiten daher – in Koordination mit unserem Krisenmanagementzentrum in Bern – von einem anderen Ort aus – und dies mit all unseren Kräften», so Schmutz. «Wir stehen in engem Kontakt mit den Schweizer Staatsbürgerinnen und Staatsbürgern im Libanon.»

Im Libanon sind rund 1500 Schweizer Staatsbürger angemeldet, 80 Prozent von ihnen sind Doppelbürger. Zudem seien rund zwanzig Schweizer Touristen bei der Botschaft gemeldet.

Hilfsteam fliegt nach Beirut

Die Schweizer Botschaft sei in Kontakt mit den lokalen Behörden und kläre ab, inwiefern die Schweiz den Libanon konkret unterstützen könne, so Schmutz.

Schon am Donnerstagmorgen fliegt zudem ein erstes zehnköpfiges Hilfsteam in den Libanon. Darunter befinden sich Ingenieure, Infrastrukturspezialisten, ein Sicherheitsberater, ein Logistiker, ein Telekommunikationsleiter und ein Psychologe. Sie werden in erster Linie das Botschaftsteam vor Ort in verschiedenen Bereichen unterstützen.

Die von der Humanitären Hilfe der Schweiz entsandten Infrastrukturspezialisten werden ihre Expertise auch den libanesischen Behörden zur Verfügung stellen. Noch ist offen, in welcher Form zusätzlich geholfen wird. Die Humanitäre Hilfe prüft aber die Möglichkeiten einer humanitären Unterstützung in der stark getroffenen Hauptstadt des Libanons.

Aussenminister Ignazio Cassis hatte schon in einem Tweet vom Dienstagabend die Hilfe der Schweiz angeboten. Die libanesischen Behörden wandten sich nun am Mittwoch mit einem Hilfegesuch an die internationale Gemeinschaft.

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