Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das sagen sich unsere Nachbarländer und ändern deshalb die Regeln für die Einreise aus Risikoländern. Wer beispielsweise aus den Ferien nach Deutschland zurückkehrt, soll künftig direkt am Flughafen getestet werden. Darauf haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Mittwoch geeinigt. Dafür werden extra Teststellen eingerichtet.
Bisher galt in Deutschland nur eine 14-tägige Quarantäne. Es ist aber – wie in der Schweiz – mehr als fraglich, ob sich alle daran halten. Gute Nachricht für die Deutschen: Stand jetzt muss jemand, der bei der Einreise einen aktuellen negativen Corona-Test nachweisen kann, nicht in Quarantäne.
Test und Quarantäne – Österreich pickelhart
Auch Österreich zieht die Schraube für Ferienheimkehrer an. Die Einreise aus einem Risikogebiet soll nur noch möglich sein, wenn an der Grenze ein Corona-Test vorgelegt wird, der nicht älter als 72 Stunden ist. Doch selbst wenn dieser negativ ist, gilt eine verpflichtende zweiwöchige Quarantäne. Auch wer während der Quarantäne negativ getestet wird, kann diese nur in Ausnahmefällen frühzeitig beenden.
Anders in der Schweiz: Wer aus einem Risikogebiet einreist, muss sich bei den Behörden melden und anschliessend für zehn Tage in Quarantäne. Doch längst nicht alle halten sich daran. Bereits wurden erste Quarantäne-Sünder erwischt. Und die Behörden gehen von einer hohen Dunkelziffer von Quarantäne-Verweigerern aus.
Bund hält an Quarantäne-Strategie fest
Trotzdem verzichtet die Schweiz auch weiterhin auf Tests bei der Einreise. Das Bundesamt für Gesundheit setzt einzig auf die Quarantäne-Vorschrift. «Sie gilt als eine der wirksamsten Methoden zur Verhinderung der Einschleppung des Virus», sagt Sprecher Daniel Dauwalder gegenüber BLICK.
Marcel Tanner (67) von der Corona-Taskforce des Bundes relativiert das: «Aus wissenschaftlicher Sicht wäre es wünschenswert, wenn so viele Personen wie möglich getestet würden.» Die Tests seien jedoch nur eine begrüssenswerte Zusatzmassnahme, betont der Epidemiologe. Die Quarantäne-Vorgabe könnten sie nicht ersetzen.
«Bei frisch Infizierten zeigt der Test nicht an»
Denn auch die Corona-Tests haben ihre Tücken. «Wer etwa erst ganz frisch infiziert ist, bei dem zeigt der Test noch gar nicht an», gibt Tanner zu bedenken. Zudem seien die heute verfügbaren Tests bei der Einreise über Schiene und Strasse nicht anwendbar. Die Möglichkeit sei also auf den Flugverkehr beschränkt. Und: Verlässliche Schnelltests seien bis heute noch nicht registriert und müssten vor einem Einsatz umfassend geprüft werden.
Dennoch setzen viele Länder auf Tests. Wer etwa in Spanien einreist, kann einer Gesundheitskontrolle unter anderem durch Temperaturmessung unterzogen werden. Auch Italien setzt nicht nur auf eine 14-tägige Selbstisolation. Auch hier werden unter anderem an Flughäfen und Häfen Gesundheitskontrollen mit Temperaturmessungen durchgeführt.
Letztlich hätten beide Systeme Lücken und bergen damit Risiken, bilanziert Tanner. «Die wichtigste Massnahme ist daher nach wie vor, dass sich jeder Einzelne gegenüber der Gesellschaft verantwortungsbewusst zeigt, die Grundmassnahmen beachtet und sich nach der Einreise aus einem Risikoland bei den Behörden meldet und sich in Quarantäne setzt», sagt er. «Anders kann es nicht funktionieren.»