Schuld sind immer die anderen
Amherd hat ein gutes Händchen für Fehlbesetzungen

Die Walliser Bundesrätin Viola Amherd hat noch einen Abgang zu verzeichnen. Im Einflussbereich der Verteidigungsministerin wird das Köpferollen zur Gewohnheit.
Publiziert: 22.02.2024 um 00:11 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2024 um 10:12 Uhr
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Bundesrätin Viola Amherd wird Ende Jahr ihre Beraterin Brigitte Hauser-Süess verlieren.
Foto: Keystone
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Knapp daneben ist auch vorbei. Verteidigungsministerin Viola Amherd (61) scheint ein gutes Händchen für Fehlbesetzungen zu haben. Fast jeder, der von ihr berufen wurde, ist umstritten – wenn nicht schon wieder weg.

Besonders prominent: Sicherheitsstaatssekretär Jean-Daniel Ruch (61), der gehen musste, bevor er kam. Laut Blick-Informationen hätte er erpressbar sein können.

Abgang des Schwagers

Auch der Ersatz, Topdiplomat Thomas Greminger (62), stolperte vor der Ziellinie. Angeblich wegen Problemen bei der Personensicherheitsüberprüfung. Und im Sommer kam es zum Abgang der Direktorin des bundeseigenen Rüstungskonzerns Ruag, Brigitte Beck. Jetzt nimmt auch Ruag-Verwaltungsratspräsident Nicolas Perrin den Hut.

Perrin ist der Schwager von Brigitte Hauser-Süess (69), der engsten Vertrauten Amherds. Die Bundesrätin wird Hauser-Süess Ende Jahr ebenfalls verlieren. Sie geht in Pension.

Der Abschied der einstigen rechten Hand von Eveline Widmer-Schlumpf (67) und Doris Leuthard (60) wird Amherd schmerzen. Einerseits kennt sich Hauser-Süss im Berner Machtzentrum so gut aus wie kaum jemand sonst, andererseits gelten die beiden Mitte-Frauen als befreundet. Fragt sich, wie geschickt Amherd agiert, wenn ihr Hauser-Süss nicht mehr zur Seite steht.

Noch ein Chef weg

Auch vom Geheimdienstchef Jean-Philippe Gaudin (61) musste sich Amherd trennen. Dieser wurde zwar von Vorgänger Guy Parmelin (64) angestellt. Und laut gut unterrichteten Quellen konnte ihm die Magistratin wegen seines Verhaltens bei der Crypto-Affäre nicht mehr trauen. Trotzdem ist Gaudins Abgang ein weiterer in Amherds Ära.

Jüngst ist nun Armeechef Thomas Süssli (57) in die Kritik geraten, weil er die Finanzlage der Armee überdramatisierte. Auch sein Stuhl soll wackeln.

Amherd die Unfehlbare?

All den Personalien ist gemein: Die Schuld liegt stets bei jenen, von denen man sich trennt, während die Bundespräsidentin alles richtig macht. Im Bundeshaus mögen das immer weniger glauben. Hinter vorgehaltener wird folgender Spruch herumgereicht: Auch wenn die CVP jetzt Mitte heisst, haben ihre Politiker womöglich noch immer einen guten Draht nach oben. Doch als unfehlbar auf Erden gilt nur einer in Rom. Vom Wallis ist nicht die Rede.

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