Es sind Zahlen, die sich in Kriegswirren nie überprüfen lassen. Und sie sind mit Vorsicht zu geniessen, denn sie stammen von einer Kriegspartei, die wie jede ein Interesse daran hat, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Fakt ist: Das russische Verteidigungsministerium hat auf seinem Telegram-Kanal eine eigentliche Söldner-Statistik verbreitet. Demnach sollen bis diesen Freitag insgesamt 6956 ausländische Staatsbürger im Ukraine-Krieg gegen Russland gekämpft haben.
Russland überrascht mit sehr detaillierten Zahlen
Die Zahlen sind sehr detailliert aufgeführt. Aufgelistet sind insgesamt 1831 polnische Staatsbürger, von denen noch 1181 kämpfen sollen. Rumänen sollen es bisher total 504 gewesen sein, von denen noch 304 registriert sind. Auch 422 britische Staatsangehörige seien in den Krieg eingetreten. Bis heute sollen demnach noch 226 kämpfen.
Und: Das russische Verteidigungsministerium listet auch 55 Schweizer Staatsangehörige auf. Davon sollen 15 mittlerweile verstorben sein, 18 hätten die Ukraine wieder verlassen. Zum aktuellen Zeitpunkt sollen sich noch 22 Schweizer Söldner im Land befinden. Woher der russische Staat solch detaillierte Angaben haben will, bleibt allerdings völlig unklar.
Verfahren gegen sechs Schweizer eingeleitet
Die Schweizer Armee jedenfalls kann diese Zahlen nicht bestätigen – allerdings auch nicht dementieren. «Die Schweizer Armee erfasst keinerlei Daten oder Statistiken zu den von Ihnen aufgeworfenen Themenkreisen», erklärt Armeesprecher Daniel Reist. Vom Aussendepartement war bisher keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Schweizer Militärjustiz hat allerdings Kenntnis von sechs Schweizer Staatsangehörigen, die in der Ukraine Militärdienst geleistet haben sollen, wie Mediensprecher Georg Fritz gegenüber Blick bestätigt. «Gegen die sechs Personen ist ein Verfahren eingeleitet worden.»
Armee bestätigte schon Anwerbungsversuche
Fakt ist, dass Schweizer schon gezielt via E-Mail aufgefordert wurden, sich am Krieg zu beteiligen – von der Internationalen Territorialverteidigungslegion der Ukraine. Dabei handelt es sich um eine Freiwilligenarmee, die sich ausschliesslich aus ausländischen Staatsangehörigen zusammensetzt. Sie wurde auf Ersuchen von Präsident Wolodimir Selenski (44) aufgestellt, um die russischen Invasoren zu bekämpfen.
Schon Mitte März vermeldeten Medien, dass sich bereits 30 Personen aus der Schweiz der Freiwilligenarmee angeschlossen haben sollen. Der Dienst für präventiven Schutz der Armee meldete damals zudem, dass Armeeangehörige um Material wie Gasmasken oder Verbandsstoff gebeten worden seien. Solche Anfragen seien abzuweisen und zu melden.
Gleichzeitig sollen Vorgesetzte darauf hinweisen, dass Kriegseinsätze für fremde Armeen strafbar sind. Sollten sie bei einem Soldaten Anzeichen dafür feststellen, dass er sich mit dem Gedanken trägt, sich der Freiwilligenarmee anzuschliessen, haben sie den Armeeangehörigen darauf anzusprechen.