Alice Schmidli-Amrein (90) war die Erste, die sich in Kriens LU impfen liess. Angst hatte sie keine. Nun ist die Rentnerin neun Monate nach der zweiten Impfdosis gestorben – an einer Corona-Infektion. Den Fall öffentlich gemacht hat ihr Sohn Jack Schmidli in der «Sonntagszeitung». Er sagt: «Hätte meine Mutter eine Booster-Impfung bekommen, wäre sie jetzt noch am Leben.»
Fälle von älteren Menschen, die trotz vollständiger Impfung am Coronavirus sterben, mehren sich. Seit Beginn des Jahres zählte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 130 solcher Todesfälle. Leiter von Altersheimen sagen, sie würden ihre Bewohnerinnen und Bewohner sofort mit einer dritten Dosis impfen, wenn sie könnten.
Israel boostet schon lange
Aktuell wird in der Schweiz erst jenen eine dritte Dosis empfohlen, die keinen genügenden Schutz gegen das Virus aufbauen können. Doch mit jedem zusätzlichen Senior, der trotz vollständiger Impfung an Corona stirbt, steigt der Druck auf die Behörden, die sogenannte Booster-Impfung auch für ältere Menschen zuzulassen.
Andere Länder setzen bereits seit längerem auf Booster-Impfungen. Den Anfang machte Israel. Es folgten Frankreich, Deutschland oder die USA, wo sich Präsident Joe Biden (78) jüngst bereits zum dritten Mal impfen liess.
Swissmedic muss Zulassung erteilen
Auch in der Schweiz dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis Seniorinnen und Senioren den Impfschutz, der bei ihnen schneller nachlässt, auffrischen können. Die Zulassung befinde sich «in den letzten Zügen», sagt ein Insider.
Verantwortlich für die Zulassung ist das Heilmittelinstitut Swissmedic. Zudem braucht es eine Empfehlung der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF).
Datenlage noch unklar
Die Impfstoffhersteller Moderna und Biontech/Pfizer haben bereits Anfang September ein Gesuch für eine dritte Dosis eingereicht. Der Grund, weshalb die dritte Dosis noch nicht zugelassen sei, sei die Datenlage, schreibt Lukas Jaggi von Swissmedic. Bei der Änderung einer Zulassung gehe es um eingereichte Zahlen, Daten und Fakten. «Diese müssen raschmöglichst, aber trotzdem sorgfältig geprüft werden – und dies immer auch im Dialog mit den Gesuchstellern.» Jaggi sagt, sobald die Datenlage stimme, könne rasch entschieden werden.
Das deckt sich mit der Erwartung von Dan Staner, dem Europa-Chef von Moderna. Er sagte zu Blick, dass Moderna eine Zulassung zwischen Oktober und Dezember erwarte. Bis die Booster-Impfung tatsächlich auf den Markt kommt, dauert es dann nochmals eine Weile. Der Bund seinerseits hat bereits vorgesorgt: Er hat sich für das nächste Jahr je sieben Millionen Impfdosen von Moderna und Biontech/Pfizer gesichert.
Ältere hoffen auf dritte Impfung
Die Aussicht auf eine baldige dritte Dosis dürfte bei vielen älteren Menschen für Erleichterung sorgen. Peter Burri Follath, Medienchef von Pro Senectute, sagt: «Wir sind zuversichtlich, dass die dritte Impfung in einigen Wochen möglich sein wird.»
Dass die Schweiz wie bereits bei der ersten Zulassungsrunde nicht zu den Schnellsten gehört, mag er nicht kritisieren. «Es hat sich bewährt, dass man sich Zeit nimmt und die Datenlage sauber abklärt.» Andere Länder wie etwa Grossbritannien, die auf ein beschleunigtes Zulassungsverfahren setzten, hätten anschliessend zahlreiche Impfdurchbrüche hinnehmen müssen.
Pro Senectute vertraue auf die Schweizer Heilmittelbehörde: «Unser Wegweiser ist Swissmedic. Sobald sie die dritte Dosis zulassen, werden wir sie auch empfehlen.» Das dürfte schon bald der Fall sei.