Rückzug Heers wahrscheinlich
Martullo lässt SVP-Jungs laufen

Magdalena Martullo-Blocher trifft sich mit einstigen Kronprinzen fürs SVP-Präsidium im Osten. Das Rennen hatte in der Vorausmarchung einer aus dem Süden gemacht: Marco Chiesa. Alfred Heer dürfte sich zurückziehen. Im Alpstein-Gebirge wurden die Wogen geglättet.
Publiziert: 08.08.2020 um 16:41 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2020 um 20:06 Uhr
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Hier im Alpstein trafen sich die SVP-Vertreter.
Foto: Keystone
Pascal Tischhauser

Wer wurde in der SVP nicht alles als möglicher Nachfolger von Albert Rösti (53) fürs Amt des Präsidenten genannt. Doch rasch begann das grosse Kandidatensterben. Unweigerlich begann ihr Abgesang in Anlehnung an ein bekanntes Kinderlied: «Zehn kleine Präsilein ...».

Einer nach dem anderen warf das Handtuch – «da blieben nur noch zwei ...» Doch beide, Andreas Glarner (57) und Alfred Heer (58), waren der Parteispitze nicht genehm. Krampfhaft suchte die Findungskommission unter der Leitung des einstigen Fraktionschefs Caspar Baader (66) weiter nach einem Kandidaten.

Tempi passati. Irgendwann zauberte Baader den Tessiner Ständerat Marco Chiesa (45) aus dem Hut. Glarner zog sich umgehend zurück und Heer tauchte ab. Parteimitglieder gehen inzwischen davon aus, dass auch der Zürcher Heer auf eine wilde Kandidatur verzichtet und Chiesa auf dem SVP-Einerticket ins Präsidium einfährt.

Die Jungs im Alpstein

Am Donnerstag trafen sich nun die einstigen Kronprinzen mit Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher (50) in der Ostschweiz. Neben Martullo, Heer und Glarner waren Christian Imark (38), Roland Rino Büchel (54) und Marcel Dettling (39) von David «Zubi» Zuberbühler (41) ins Appenzellerland geladen worden.

Ob es stimmt, dass Zubi «zufällig» feststellte, dass gleichzeitig auch der designierte neue Parteichef Chiesa mit seiner Familie im Alpstein am Wandern war, sei dahingestellt. Jedenfalls stiess auch er zu den anderen SVPlern. Dabei soll die Stimmung zwischen den zeitweiligen Kontrahenten ums Präsidium bestens gewesen sein. Auch das ein Grund, weshalb kaum einer mehr an eine Kampfwahl Heer gegen Chiesa glaubt. Telefonisch ist der Zürcher Heer aber weiterhin nicht erreichbar.

Selbst wenn einer fehlt, fällt die SVP nicht um

Kurz nachdem die SVP verkündet hatte, auf den Tessiner zu setzen, war von der «Lenzerheide-Connection» die Rede. Denn nicht nur Martullo, sondern eben auch Chiesa bewohnt im Bündner Skiort ein Feriendomizil. Und weil neben Chiesa auch der neue SVP-Stabschef Franz Grüter (57) eine besondere Nähe zu Herrliberg ZH aufweist, also zu Parteivordenker Christoph Blocher (79) und dessen Tochter Magdalena Martullo, hagelte es Kritik.

Spätestens seit dem «Königscamp» im Appenzell ist bei der SVP die Kirche aber wieder im Dorf. Nun wird die Präsidentenfrage gar marginalisiert: «Weg èmm Scheije kèit de Haag nüd òmm», wie der Appenzeller Volksmund sagt. Also nur, weil ein Pfahl fehlt, fällt der Zaun nicht um. Oder freier übersetzt: Präsident hin oder her – solange der Blocher-Clan den Ton angibt, braucht man sich um die SVP keine Sorgen zu machen.

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