Das Coronavirus befreite die SVP zeitweilig von der Aufgabe, einen Nachfolger für den abtretenden Präsidenten Albert Rösti (52, BE) zu bestimmen. Die dafür vorgesehene Delegiertenversammlung, angesetzt auf Ende März, fand aufgrund der Pandemie nicht statt. Nun hofft die Partei, am 22. August ihren neuen Chef wählen zu können. Damit dies überhaupt möglich ist, hat die zuständige Findungskommission ihre Arbeit wiederaufgenommen und am Samstag in Zürich zwei Anwärter angehört: den Zürcher SVP-Nationalrat und langjährigen Kantonalpräsidenten Alfred Heer (58) und den Nationalrat und Präsidenten der Aargauer Sektion Andreas Glarner (57).
Es sind dies die beiden Kandidaten, die offen ihre Bereitschaft für eine Kandidatur erklärt haben. Über den Verlauf der Anhörungen schweigen sich Findungskommission und Kandidaten aus. Gegenüber den Zeitungen von CH Media erklärte Vizepräsidentin Magdalena Martullo-Blocher vor zwei Wochen, dass die SVP die Namen der Kandidaten «erst kurz vor der offiziellen Wahl an der Delegiertenversammlung» bekannt geben wolle.
Kampfwahl mit offenem Ausgang
In der Partei heisst es, dass derzeit tatsächlich vieles auf eine Ausmarchung zwischen ebendiesen zwei Parlamentariern hindeute. Gleich mehrere hochrangige SVPler bezeichneten diese Woche eine Kampfwahl zwischen den beiden als wahrscheinlichstes Szenario – mit offenem Ausgang.
Dabei haben sowohl Heer als auch Glarner erklärt, sie würden verzichten, sollte der Schwyzer Nationalrat Marcel Dettling (39) ins Rennen steigen. Dettling trabte aber gestern nicht bei der Findungskommission an. Der Landwirt gleist zurzeit mit Ratskollegin Esther Friedli (43, SG) den Abstimmungskampf für die Begrenzungs-Initiative auf.
Salzmann: «Priorität liegt nicht bei mir»
Er wäre für viele in der Partei erste Wahl. Bislang winkt er ab. Der Berner Ständerat Werner Salzmann wiederum sagte Ende Januar gegenüber Nau.ch: «Die Priorität liegt nicht bei mir. Ich trete nicht an.» Seither äussert er sich nicht mehr zum nationalen Präsidium.
Trotz der gestrigen Anhörungen ist in der SVP wieder die Rede da von, das Kandidatenfeld erneut zu öffnen.
So kursiert plötzlich der Name des im Oktober in den Nationalrat gewählten Lars Guggisberg (42, BE). «Die Partei hat mich offiziell nicht angefragt. Tatsächlich aber haben mich Fraktionskollegen auf eine mögliche Kandidatur angesprochen», sagt Guggisberg. Es freue ihn sehr, dass diese ihm das wichtige Amt zutrauten.
Auch Guggisberg kein möglicher Kandidat
Aber: «Da ich erst seit sechs Monaten im Nationalrat politisiere und gerade die Leitung der SVP-Delegation in der Finanzkommission übernommen habe sowie aufgrund meiner familiären Situation, kommt für mich das Parteipräsidium zum jetzigen Zeitpunkt nicht infrage», so Guggisberg.
Die SVP will also weitersuchen. Dass die grösste Partei nochmals das Netz auswirft und neue Kandidaten ins Spiel gebracht werden, zeigt, dass sich diese Suche noch eine ganze Weile hinziehen könnte.