Brisante Forderung der Zürcher Gesundheitsdirektorin
Rickli will Abschaffung der Krankenkasse prüfen

Explodierende Kosten, überfüllte Spitäler, steigende Krankenkassenprämien. Die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli sagt, dass das derzeitige System gescheitert ist – und ein Umbau stattfinden müsste.
Publiziert: 27.08.2023 um 01:30 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2023 um 07:05 Uhr
Kein Tabu: Regierungsrätin Natalie Rickli denkt über Abschaffung der obligatorischen Krankenkasse nach.
Foto: keystone-sda.ch

Das Schweizer Gesundheitssystem wankt – und zwar mehr denn je. In sämtlichen Bereichen wimmelt es nur so von Alarmmeldungen. Personalmangel, fehlende Medikamente, steigende Kosten – und Krankenkassenprämien, die Jahr für Jahr steigen. 

Für die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli (46) ist der Fall klar. So geht es nicht mehr weiter. In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» plädiert sie nun dafür, das System komplett neu zu überdenken. «Zuerst einmal fordere ich einen sofortigen Marschhalt», sagt sie der Zeitung. Die derzeitigen kleinen Reformen würden nur mehr Bürokratie bringen. 

«So wie jetzt kann es nicht weitergehen»

Rickli: «Wir sollten das System von Grund auf überdenken.» Nach dem Rücktritt von Berset biete sich mit dem neuen Parlament ein Neustart im Gesundheitswesen an. Sie habe keine pfannenfertige Lösung, aber: «So wie jetzt kann es nicht weitergehen.» 

Eine grundlegende Reform sei dringend nötig, sagt sie der «Sonntagszeitung». Es dürfe keine Tabus geben. Rickli sagt gar: «Meiner Meinung nach sollte sogar eine Abschaffung der obligatorischen Krankenversicherung in Betracht gezogen werden.» Dieses System sei aus finanzieller Sicht gescheitert. Grund: Die steigenden Prämien treffen vor allem den Mittelstand. Die Armen würden durch den Staat unterstützt, die Reichen könnten die Prämien problemlos zahlen. 

Grundversicherung nur für Geringverdiener

Ihre Idee: Eine Grundversicherung könnte vor allem für Geringverdiener da sein, die bereits jetzt jährlich durch Prämienverbilligungen in Milliardenhöhe unterstützt würden. «Ob es für alle anderen ein Obligatorium braucht, muss man ernsthaft prüfen.» 

Ebenso müsste eine radikale Kürzung des Leistungskatalogs geprüft werden – würde man den Bürgern ein attraktives Preis-Leistungsangebot mit spürbar tieferen Prämien präsentieren, wären diese auch bereit, auf Leistungen in der Grundversorgung zu verzichten. (neo) 

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