Rettungsaktion für das Flop-Projekt
Bundesrat übernimmt bei digitaler Krankenakte das Ruder

Der Bundesrat übernimmt die Kontrolle über das elektronische Patientendossier und plant eine zentrale IT-Lösung. Die bisherigen dezentralen Strukturen stiessen bei den Kantonen auf Kritik.
Publiziert: 27.09.2024 um 14:30 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2024 um 08:43 Uhr
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Die elektronische Krankenakte soll in Zukunft durch den Bund gesteuert werden.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Bund übernimmt Kontrolle über das elektronische Patientendossier
  • Einheitliches IT-Projekt soll die dezentralen Strukturen ersetzen
  • Bisher wurden nur einige Zehntausend digitale Krankenakten erstellt
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Ist es ein letztes Aufbäumen? Auf Druck der Kantone will der Bundesrat beim elektronischen Patientendossier nun die Zügel selbst in die Hand nehmen. Die technische Umsetzung soll zukünftig beim Bund liegen, teilt der Bundesrat am Freitag mit.

Bisher betreiben die acht Anbieter des E-Dossiers je eine eigene Plattform, auf der Schweizerinnen und Schweizer ihre Krankenakte anlegen können. Laut dem Bundesrat haben jedoch die Rückmeldungen aus der Vernehmlassung für die Revision des elektronischen Patientendossiers gezeigt, dass eine Mehrheit die dezentrale Struktur kritisiert und sich eine stärkere Zentralisierung wünscht.

Weniger Kantönligeist, dafür Gebühren

Insbesondere die Kantone und die meisten Parteien drückten ihre Unzufriedenheit mit der aktuellen Infrastruktur aus. Bereits im März forderte ein Bericht der Eidgenössische Finanzkontrolle vom Bundesrat, eine zentralisierte Lösung zu prüfen.

Daran, wie diese Zentralisierung aussehen soll, schieden sich die Geister: Die Vorschläge hätten von einer Klärung der Zuständigkeiten bis hin zu einem kompletten Neustart oder einer Verstaatlichung gereicht, teilt der Bundesrat mit. Das Eidgenössische Departement des Innern und das Bundesamt für Gesundheit entschlossen sich schlussendlich für ein einheitliches IT-Projekt, um das serbelnde Vorhaben zu stützen. Die für den Bund entstehenden Kosten sollen den Anbietern wiederum als Gebühren verrechnet werden.

Grundlegende Revision des E-Patientendossiers

Bisher ist das elektronische Patientendossier ein Flop: Erst einige Zehntausend Schweizerinnen und Schweizer haben bisher eine digitale Krankenakte erstellt. Der Bund will das mit einer umfassenden Revision ändern. Vergangenes Jahr schickte er diese in die Vernehmlassung. Mit dem neuen Gesetz soll das Dossier zwar weiterhin freiwillig und kostenlos bleiben. Es soll aber für alle krankenversicherten Personen automatisch erstellt werden. Wer kein Dossier will, kann dagegen Widerspruch einlegen.

Zudem sollen neu auch ambulante Leistungserbringer – wie etwa Ärztinnen, Apotheker oder Therapeutinnen – das Patientendossier verbindlich einsetzen. Bisher war dies nur bei Spitälern und Pflegeeinrichtungen der Fall. So soll die elektronische Krankenakte die gesamte Behandlungskette abdecken. Als Nächstes kommt der Vorschlag ins Parlament.


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