Für das elektronische Patientendossier (EPD) soll eine zentralisierte Lösung geprüft werden. Das fordert die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) in einem neuen Bericht. Heute gibt es schweizweit sieben Betreibergesellschaften – zum Teil für einzelne Kantone oder Regionen, aber auch die Post ist ein Anbieter.
Lohnenswert ist das Geschäft nicht – erst vor wenigen Tagen hat das Parlament eine Übergangsfinanzierung in Höhe von 30 Millionen Franken für die nächsten fünf Jahre zugesichert. Das Geld braucht es, weil den sogenannten Stammgesellschaften sonst der Schnauf ausgeht. Denn so richtig durchsetzen will sich das EDP nicht. Unter anderem, weil es einen Haufen Nerven kostet, eines zu eröffnen.
Erst 47'000 Dossiers
Vor sieben Jahren trat das Gesetz dazu in Kraft – bis im Februar dieses Jahres haben erst rund 47'000 Menschen in der Schweiz ein solches Dossier für sich eröffnet. Auch viele Spitäler, Heime, Arztpraxen und andere Leistungserbringer sind noch nicht angeschlossen. Und das, obwohl eine Pflicht besteht. Es ist das neuste Kapitel der traurigen Geschichte des Elektronischen Patientendossiers.
Weshalb die EFK nun einen Marschhalt fordert: Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) habe zwar Massnahmen gegen wesentliche Probleme beim EPD ergriffen, stellt die Finanzkontrolle in ihrem Bericht vom Montag fest. Doch es bestehe das Risiko, dass sie zu kurz griffen.
Selbst Kantone haben genug vom Kantönligeist
Die EFK empfiehlt darum, im EPD-Gesetz verankerte Grundprinzipien zu hinterfragen: Unter anderem eben die Tatsache, dass das EPD dezentral aufgegleist ist. Die Finanzkontrolleure des Bundes raten dem BAG, ein zentrales EPD dem heutigen Modell gegenüberzustellen, beide zu vergleichen und sich dann für das bessere zu entscheiden. Pikant: Auch die Gesundheitsdirektoren der Kantone wollen für einmal nichts vom Kantönligeist wissen und sprechen sich für eine Steuerung und Finanzierung aus einer Hand aus.
Allerdings gibt es auch Argumente gegen eine Zentralisierung: Eine Vielzahl von Anbietern bedeutet, dass die Gesundheitsdaten nicht bei einem einzigen Verbund zentral gespeichert sind, was ein Vorteil für die Datensicherheit ist – ein Argument, das bei sensiblen Gesundheitsdaten schwer wiegt.
Der Bundesrat arbeitet derzeit an einer Revision des EPD-Gesetzes. Er will, dass für alle in der Schweiz gratis eine elektronische Patientenakte eröffnet wird, sofern sie das wollen. Und alle Leistungserbringer, auch die ambulant tätigen, sollen in Zukunft E-Dossiers führen müssen. (sf/SDA)