Lange schauten die Ostschweizer Kantonsregierungen zu, wie die Ansteckungszahlen in die Höhe schnellten. Nun, wo die Intensivstationen stark gefüllt sind, sehen sie sich gezwungen, zu handeln. «Wir sind der Meinung, dass es jetzt dringend ist, neue Massnahmen zu ergreifen», sagte der St. Galler Gesundheitsdirektor Bruno Damann (64, Mitte) am Mittwoch vor den Medien. Es sei ein «Alarmzeichen», dass die Spitäler bereits Wahleingriffe verschieben müssten.
Die vier Ostschweizer Kantone St. Gallen, Thurgau, Appenzell Innerrhoden und Ausserrhoden heben deshalb entschieden, die Maskenpflicht auszuweiten. Ab Freitag muss an Veranstaltungen drinnen und draussen – zum Beispiel an Konzerten, Partys oder im Kino – eine Maske getragen werden. Auch auf Weihnachtsmärkten, an ÖV-Haltestellen, in Spitälern und Altersheimen heisst es bald «Maske auf». St. Gallen geht noch einen Schritt weiter als die anderen Kantone und verhängt ab morgen eine Maskenpflicht in sämtlichen öffentlichen Innenräumen.
Zudem rufen die vier Kantonsregierungen die Arbeitgeber dazu auf, Homeoffice einzuführen, sofern dies möglich ist.
Nur St.Gallen äussert sich zum Vorschlag des Bundesrates
Gestern Dienstag hatte sich der Bundesrat angesichts der neu auftretenden Omikron-Variante zur Krisensitzung getroffen und verschiedene Massnahmen – wie eine Zertifikatspflicht für Treffen ab elf Personen, eine Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen und die Rückkehr zum Homeoffice – auf den Weg geschickt. Die Kantone können sich bis heute Abend dazu äussern.
An der Medienkonferenz in St.Gallen gaben sich die Regierungsräte zurückhaltend. Die Frist von 24 Stunden sei sehr sportlich, sagte die Innerrhoder Gesundheitsdirektorin Monika Rüegg Bless (50/Mitte). «Aber wir stützen die Massnahmen im Grundsatz.» Ähnlich äusserten sich die Regierungsräte aus dem Thurgau und Apenzell Ausserrhoden. Einzig der St. Galler Gesundheitsdirektor Bruno Damann liess durchblicken, dass sein Kanton bei den drei Massnahmen, die der Bundesrat für den Arbeitsplatz in Aussicht gestellt hat, die mildeste Variante bevorzuge. Diese sieht eine Maskenpflicht für alle Mitarbeitenden vor, aber keine Homeoffice-Pflicht.
Erziehungsdirektoren gegen Testpflicht an Schulen
Der Bundesrat möchte die Schulen ebenfalls dazu verpflichten, repetitive Tests anzubieten. Das ist in vielen Kantonen bereits üblich. Manche, wie etwa der Kanton Bern, setzen allerdings lieber auf das sogenannte Ausbruchstesten, bei dem erst nach einem positiven Fall an der Schule Tests durchgeführt werden.
Bei den kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) kommt die Idee des Bundesrates schlecht an. Die Thurgauer Erziehungsdirektorin Monika Knill (49, SVP) sagte an der Medienkonferenz: «Der EDK-Vorstand spricht sich klar gegen die Absicht des Bundesrates aus.» Das Ziel müsse es sein, möglichst schnell Testresultate zu erhalten, unabhängig davon, ob ein Kanton auf repetitive Tests oder auf Ausbruchstests setze. (til)
PK Ostschweizer Kantone zu Corona-Massnahmen
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