Rahmenabkommen vor Abbruch
Die EU rasselt noch mal mit dem Säbel

Der Bundesrat soll am Mittwoch eine stille Abdankung fürs Rahmenabkommen mit der EU angehen wollen, heisst es aus verschiedenen Quellen. Gleichzeitig plane er Massnahmen, um Brüssel zu besänftigen. Doch die EU droht schon jetzt mit Konsequenzen.
Publiziert: 26.05.2021 um 07:00 Uhr
|
Aktualisiert: 26.05.2021 um 08:39 Uhr
1/8
Das Rahmenabkommen ist kaum mehr zu retten. Aussenminister Ignazio Cassis und der Bundesrat stehen vor einer schwierigen Aufgabe.
Foto: Keystone
Daniel Ballmer

Nun geht es vor allem noch darum, einen Scherbenhaufen zu vermeiden. Denn für eine deutliche Mehrheit im Bundesrat dürfte schon länger klar sein, dass der Rahmenvertrag nicht unterschrieben werden kann. Rettungsversuche in letzter Minute sind gescheitert. Viele erwarten diesen Mittwoch den definitiven Entscheid – noch vor der am Montag startenden Sommersession des Parlaments.

«Das Rahmenabkommen soll zu Grabe getragen werden. Die Positionen zwischen Bern und Brüssel liegen einfach zu weit auseinander», berichtet ein Insider. Diskutiert werde in der Regierung mittlerweile vor allem noch, wie die Botschaft gegen aussen und innen kommuniziert werden soll. «Man will möglichst niemanden vor den Kopf stossen.»

Kurz vor Entscheid: EU droht nochmals mit Konsequenzen

Auch den EU-Behörden ist mittlerweile klar, dass das Ende des Rahmenabkommens naht. Und so rasseln sie noch einmal drohend mit dem Säbel. Am Dienstag veröffentlichte Brüssel kurz vor dem Entscheid des Bundesrats ein Factsheet, in dem die EU nicht nur auf die Bedeutung der Beziehungen mit ihr hinweist.

Die EU-Behörden betonen vor allem auch die möglichen Konsequenzen des Scheiterns der Gespräche: So müssten etwa Luftfahrtunternehmen mit neuen Hürden rechnen. Gleiches gelte zudem für die Anbindung ans EU-Elektrizitätssystem oder den Handel mit Medizinprodukten. Und: Die Schweiz müsse sogar mit Schwierigkeiten bei der Einfuhr von Lebensmitteln rechnen. Ein deutliches Warnsignal aus Brüssel.

Massnahmen zur Besänftigung geplant

Zwar bleibt dieses Säbelrasseln nicht ungehört. Doch zumindest von einer Sistierung der Gespräche dürfte sich der Bundesrat kaum mehr abbringen lassen. Die Regierung soll aber über entgegenkommende Schritte diskutieren, um allzu harsche Reaktionen aus Brüssel zu vermeiden, heisst es.

Im Gespräch ist etwa die Freigabe der bisher zurückgehaltenen Kohäsionsmilliarde an die EU. So soll die EU nicht nur besänftigt werden, auch sollen weiter Gespräche über die Fortführung von Kooperationsprogrammen wie das Forschungsprogramm «Horizon» möglich bleiben. Parallel soll der Bundesrat Schweizer Recht überall dort an die EU anpassen wollen, wo das für unser Land unproblematisch ist.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?