Die Zahl ist heftig: 2025 muss jeder Einzelne im Schnitt 4500 Franken für die Krankenkassenprämien berappen – vom Baby bis zur Urgrossmutter. Konkret bedeutet dies einen happigen Prämienanstieg per 2025. Die mittlere Monatsprämie steigt damit um 6 Prozent auf 378.70 Franken. Das sind monatlich 21.60 Franken mehr als bisher.
Für Erwachsene ab 26 Jahren steigt die Prämie 2025 um 25.30 Franken auf 449.20 Franken. Junge Erwachsene müssen 16.10 Franken mehr und damit neu 314.10 Franken zahlen. Für Kinder steigt die mittlere Prämie um 6.50 Franken auf 117.90 Franken. Dabei gibt es grosse Unterschiede zwischen den Kantonen.
Immerhin fällt der Prämienzuwachs geringer aus als in diesem Jahr, als es 8,1 Prozent waren. Auch 2025 dürfte der Anstieg am Schluss nur etwa 5,5 Prozent ausmachen, glaubt das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Dies, weil jedes Jahr zahlreiche Versicherte zu einer günstigeren Krankenkasse oder einem neuen Versicherungsmodell wechseln.
Verschiedene Kostentreiber
Die Gründe für das Wachstum der Gesundheitskosten bleiben weitgehend die gleichen. Einerseits sorgt die Alterung der Gesellschaft für Mehrkosten. Aber auch der medizinische Fortschritt, der immer bessere, aber oft auch teurere Behandlungsmethoden ermöglicht, ist ein Kostentreiber.
Die Bevölkerung verursacht auch Mehrkosten, weil pro Kopf mehr Gesundheitsleistungen in Anspruch genommen werden. So stellt das BAG insbesondere bei den Arzneikosten und den ambulanten Behandlungen eine Mengenausweitung fest.
Neu macht sich die Teuerung der vergangenen Jahre bemerkbar. Die damit verbundenen höheren Lohn- oder Energiekosten schlagen sich über höhere Tarife auch in den Gesundheitskosten nieder.
Baume-Schneider ortet Sparpotenzial
Die Kosten kennen also weiterhin nur eine Richtung: nach oben. Allerdings versucht der Bund durchaus, Gegensteuer zu geben. BAG-Direktorin Anne Lévy (53) zählte verschiedene Bereiche auf, in welchen Kosten gespart werden konnten.
Die Arzneimittelpreise wurden seit 2012 um 1,5 Milliarden Franken gesenkt, mit der Generika-Förderung werden jährlich rund 250 Millionen gespart und 90 Millionen Einsparungen sind verschiedenen Leistungsüberprüfungen zu verdanken.
Angesichts von rund 50 Milliarden Franken Gesamtkosten in der obligatorischen Grundversicherung ist dies ein Tropfen auf den heissen Stein. Umso mehr drängt SP-Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (60) auf weitere Kostendämpfung. Das sei möglich, ohne dass die Qualität leide.
«Das Parlament hat es in der Hand, Massnahmen zu beschliessen», sagt sie mit Blick auf eine im Parlament hängige Vorlage. Dabei geht es etwa um Mengenrabatte bei umsatzstarken Medikamenten oder die Stärkung der koordinierten Versorgung. Das Einsparpotenzial beträgt bis zu einer halben Milliarde Franken pro Jahr.
Gesundheitsreform soll helfen
Doch auch das Stimmvolk nimmt Baume-Schneider mit Blick auf die Abstimmung vom 24. November in die Pflicht. Dann kommt die einheitliche Finanzierung der ambulanten und stationären Gesundheitsleistungen (Efas) vors Volk, die den Verteilschlüssel zwischen Krankenkassen und Kantonen neu regelt. Der Bund rechnet mit einem Sparpotenzial von bis zu 440 Millionen Franken pro Jahr.
«Um es klar zu sagen: Mit der einheitlichen Finanzierung werden die Prämienzahler entlastet», so die SP-Magistratin. Dies, weil sich die Kantone neu an den ambulanten Kosten beteiligen müssten. Die Reformgegner hingegen befürchten längerfristig einen Prämienanstieg, weil auch die Langzeitpflege neu finanziert werden soll.
Per 2026 sollen zudem die indirekten Gegenvorschläge zu den im Juni vom Volk abgelehnten Gesundheits-Initiativen von SP und Mitte umgesetzt werden, falls gegen die Gesetzesanpassungen kein Referendum ergriffen wird. So wird der Bund neu Kosten- und Qualitätsziele definieren und die Kantone müssen künftig etwa 500 Millionen mehr in die Prämienverbilligung einschiessen.
Runder Tisch geplant
Schon im November will Baume-Schneider zudem einen runden Tisch mit den verschiedenen Gesundheitsakteuren einberufen. Diese sollen ihre Sparideen einbringen. «Die gesamte Branche ist aufgefordert, rasch umsetzbare Kostensenkungsmassnahmen zu machen», so die Gesundheitsministerin. «Wir müssen achtgeben, das Leistungsniveau zu erhalten und dieses bezahlbar zu halten.»