Die Ästhetik des neuesten Musikvideos des französischen Rappers Alkpote hat etwas von «Sin City». Der über acht Minuten lange Clip wurde in Schwarz-Weiss gedreht. Nur einige blutrote Details heben sich vom Bild ab. Darunter die Haare einer Figur aus der politischen Szene von Lausanne.
Patrizia Mori (33), Lausanner SVP-Gemeinderätin, spielt eine Nebenrolle in der spektakulären Produktion. Im Clip erschiesst der Künstler einen Polizisten mit einer Pistolenkugel, bevor er sich seiner Leiche in einem Fluss entledigt. Darf eine bürgerliche Politikerin sich in einem so gewaltvollen Musikvideo zeigen?
«Natürlich unterstütze ich es nicht, wenn jemand erschossen wird», sagt die Politikerin gegenüber Blick. Mori selbst wurde einst von ihrer Mutter angeschossen und sitzt seither im Rollstuhl.
«Wir sind keine inquisitorischen Puritaner»
Zu reden gibt Moris Auftritt in der Westschweiz besonders, weil vor Kurzem die Waadtländer Grossrätin Mathilde Marendaz (26) der linken Partei Ensemble à Gauche den Zorn der SVP auf sich zog, nachdem sie mit einem Schild posierte, auf dem «ACAB» stand, die Abkürzung für «All Cops Are Bastards».
Ist es nicht ein wenig scheinheilig, auf die Barrikaden zu gehen, wenn eine gewählte Vertreterin der radikalen Linken mit einem ACAB-Logo fotografiert wird, und gleichzeitig in einem Musikvideo mit einer solchen Inszenierung mitzuspielen?
Es mache einen Unterschied, ob man als gewählte Politikerin an einer Demo ein Schild hochhalte oder ob man privat in einem künstlerischen Werk mitspiele, entgegnet Mori gegenüber Blick. «Das ist einfach nur Spass, vor allem, wenn man den Rapper kennt», sagt sie zu ihrer Nebenrolle.
Die Musik von Alkpote, das Drehbuch, die Auswahl der Schauspieler und die Beteiligung lokaler Persönlichkeiten wie des Waadtländer Komikers Yoann Provenzano hätten sie von dem Projekt überzeugt. Es sei nicht unvereinbar, in einem Rap-Clip mitzuspielen und gleichzeitig SVP zu sein. «Wir sind keine inquisitorischen Puritaner», schreibt sie auf Anfrage.