Pornografie wird im Internet häufig aufgerufen – auch von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren. Das sei erschreckend, teilte die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) mit. Unter anderem deswegen lancierte die interkantonale Fachstelle zusammen mit der Polizei ein Erklärvideo.
Herausgekommen ist ein verstörendes «Erklär-Bär»-Video. Eine bedrohliche Animationsfigur erklärt im knapp dreiminütigen Clip mit tiefer, angsteinflössender Stimme, dass und weshalb Pornos schauen nicht in Ordnung ist.
Digital- und Bildungsexperte Philippe Wampfler (45) hat das Video für Blick analysiert. Er sagt: «Das Kampagnen-Video wirkt auf mich extrem irritierend. Inhaltlich fliessen verschiedene Ebenen zusammen: legale Pornografie, illegale Pornografie, Sexting. Zudem kommen verschiedene Strafbestandteile im Video vor. Damit hat man wohl sagen wollen: Schau am besten gar keine Pornos!»
«Pädagogisch problematisch»
Schliesslich komme die Figur im Video daher wie ein Türsteher oder Zuhälter, ihre Stimme wirke sehr bedrohlich, so Wampfler. «Dieses Drohende scheint mir aus einem pädagogischen Blickwinkel problematisch. Weil es Angst macht und gerade in dieser Thematik völlig falsch ist.»
Gerade der Reiz des Bedrohlichen scheint für Wampfler kontraproduktiv zu sein. «Verstärkt man das, kann dies den Anreiz bei Jugendlichen noch erhöhen, etwas Verbotenes zu tun, um bei Gleichaltrigen gut anzukommen.»
Die Schwierigkeit bei der Realisierung sei gewesen, dass die drei wichtigsten Problemfelder legale und illegale Pornografie sowie Sexting als Kinderpornografie unter 16-Jährigen nicht direkt habe gezeigt werden können, so die SKP.
«Anderer Tonfall, andere Inszenierung»
Man hätte für den Clip etwa auch eine reale jugendliche Person nehmen können, eine Anwältin oder einen Polizisten, die sachlich über die Gefahren informieren, findet der Experte.
Denn Ziel solle es schlussendlich sein, dass Kinder oder Jugendliche zu erwachsenen Vertrauenspersonen gehen und mit ihnen das Gespräch suchen, wenn sie Anliegen haben. «Sobald man ihnen aber Angst macht oder etwas bedrohlich auf sie wirkt, steigen die Hemmungen, dass sie wirklich darüber sprechen», sagt Wampfler.
«Hätte man schon nur ein anderer Tonfall, eine andere Inszenierung gewählt, hätte man das Bedrohliche, das in diesem Video doch stark mitschwingt, brechen können. Auch damit wäre man bei der Tiktok-Generation durchaus gut angekommen», resümiert der Bildungsexperte.