Knutschen gegen Katar
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Pink-Cross-Aktion bei Fifa:Knutschen gegen Katar

Politikerinnen kritisieren WM-Besuch Maurers
«Spätestens jetzt muss der Bundesrat ein Zeichen setzen»

Die homophoben Aussagen eines WM-Botschafters sorgten für Empörung. Parlamentarierinnen und Parlamentarier stehen Ueli Maurers WM-Besuch jetzt noch kritischer gegenüber.
Publiziert: 08.11.2022 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2022 um 16:29 Uhr
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SVP-Finanzminister Ueli Maurer will an die WM nach Katar reisen.
Foto: TOTO MARTI

In gut zwei Wochen beginnt die Fussball-WM in Katar. Schon im Vorfeld hagelte es Kritik für den Austragungsort, weil Menschenrechte im Emirat mit Füssen getreten werden. Davon liess sich Noch-Bundesrat Ueli Maurer (71) jedoch nicht beirren. Während sich Sportministerin Viola Amherd (60) ohne Angabe von Gründen gegen eine Reise nach Katar entschied, will der Finanzminister an die WM fliegen.

Ein Entscheid, der jetzt für noch mehr Kritik sorgen dürfte. Denn: Ex-Nationalspieler und WM-Botschafter Khalid Salman (60) bezeichnete in einem Interview mit dem ZDF Schwulsein als «geistigen Schaden» und «Sünde».

Kälin: Maurer soll Klartext sprechen

Selbst die höchste Schweizerin sieht Maurers Reise kritisch. Nationalratspräsidentin Irène Kälin (35) sagt: «Die Reise ist ja sowieso eine heikle Mission. Das wussten wir schon vorher.» Grundsätzlich sei es aber immer besser, Kritik direkt vor Ort anzusprechen.

«Nun ist es an Bundesrat Maurer, wenn er weiterhin ein Schweizer Fussballspiel besuchen will, nicht nur wie geplant, mit katarischen Regierungsvertretern über Finanz- und Steuerfragen zu reden, sondern nach dieser völlig deplatzierten Äusserung des WM-Sonderbotschafters Klartext zu sprechen», sagt Kälin. Ansonsten würde das falsche Signal ausgesandt, dass die Schweiz die Haltung Katars akzeptiere.

Bundesrat müsse Maurer von Reise abbringen

Für den homosexuellen FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann (59) hingegen steht fest: Angesichts der homophoben Äusserung Salmans sollte Maurer die Reise noch einmal überdenken. Er sagt gegenüber Blick TV: «Der Bundesrat müsste mit Ueli Maurer ein ernstes Wort reden und ihn dazu bewegen, nicht dorthin zu reisen.» Der Entscheid, die Fussball-WM in Katar durchzuführen, sei ein grosser Fehler gewesen. Die Schweiz müsse deshalb ein Zeichen setzen und zeigen, dass sie als Land nicht hinter sowas stehen könne. Es gelte: Nicht gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

Gleicher Meinung ist Grünen-Nationalrätin Greta Gysin (39): «Mir ist sowieso völlig unverständlich, wie ein Mitglied unserer Regierung überhaupt auf die Idee kommen kann, als Vertreter der Schweiz nach Katar zu reisen. Die Aussage des katarischen WM-Botschafters verdeutlicht ja nur, welche Einstellung Doha gegenüber Homosexuellen hat. Wir wussten das ja schon längst. Spätestens jetzt muss der Bundesrat aber ein Zeichen setzen. Es wäre völlig falsch, würde Herr Maurer jetzt noch nach Katar fliegen.»

SVPler sieht es gelassener

Auch Mitte-Präsident Gerhard Pfister (60) zeigt sich im Hinblick auf Maurers WM-Pläne eher skeptisch: «Ich gehe davon aus, dass der Bundesrat diese neuen Entwicklungen miteinbeziehen und dann entscheiden wird, ob Bundesrat Maurer an die WM reisen soll oder ob er auf diesen Entscheid zurückkommen will.»

Anders sieht es SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (57): «Bei Salman handelt es sich um einen unbedeutenden, sogenannten Botschafter. Er hat mit der Organisation der WM nichts zu tun», so Büchel. Somit sei seiner Aussage auch nicht zu viel Bedeutung beizumessen. «Ueli Maurer soll nach Katar reisen und seinen Entscheid nicht wegen einer solchen Aussage kippen.»

«Grösster Fehler in der Geschichte des Fussballs»

SP-Nationalrat Matthias Aebischer (55), der die parlamentarische Gruppe Sport präsidiert, will sich derweil nicht zu Maurers Besuch äussern. Aber er sagt auf Anfrage: «Die Aussage des offiziellen WM-Botschafters zeigt das wahre Gesicht dieses Organisationskomitees. Und, die Aussage belegt explizit, dass die WM-Vergabe nach Katar der grösste Fehler in der Geschichte des Fussballs war.»

Für GLP-Nationalrat Beat Flach (57) zeigen Salmans Aussagen, dass «alles, was im Vorfeld der WM erzählt wurde, nur vorgeschoben war, und dass das Regime in diesem Land nach wie vor homophob ist». Dass Bundesrat Ueli Maurer deshalb seine Reise abblasen werde, glaubt er aber nicht: «Maurer wird sich nicht ausreden lassen, nach Katar zu gehen. Er hat aber auch nie Fingerspitzengefühl gezeigt, wenn es um LGBTQ-Themen ging.» Das habe auch seine umstrittene ‹Es-Aussage› bei seinem Rücktritt klar gezeigt.

Peter Minder, Sprecher von Ueli Maurers Finanzdepartement, sagt auf Anfrage von Blick: «Wir haben von diesem Thema Kenntnis genommen und äussern uns nicht weiter dazu.»


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