Die Geschlechter seien im Grossen und Ganzen gleichgestellt, findet eine Mehrheit der jungen Männer in der Schweiz. Ganz anders sehen das die Frauen der Generation Z. Sie beurteilen den Stand der Gleichstellung deutlich kritischer.
Eine polarisierte Generation Z. Dieses Bild zeichnet das neue Gleichstellungsbarometer. Es wurde im Auftrag der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten vom Meinungsforschungsinstitut Sotomo durchgeführt. Blick gibt eine Übersicht über die wichtigsten Erkenntnisse.
Keil zwischen Geschlechtern und Generationen
Junge Männer bewerten den Stand der Gleichstellung durchs Band besser als junge Frauen. In den meisten befragten Bereichen sehen sie die Gleichstellung als erreicht. Für die Mehrheit der Frauen ist die Gleichstellung hingegen weder am Arbeitsplatz, in der Familie, in der Politik noch in Führungspositionen erreicht. Lediglich bei der Ausbildung sehen sie sich mit den Männern gleichgestellt.
Die Einschätzung der jungen Männer unterscheidet sich aber auch deutlich von jener der älteren Semester. Diese beurteilen den Stand der Gleichstellung kritischer und sind etwa grossmehrheitlich der Ansicht, dass die Lohngleichheit nicht erreicht sei.
Grösste Gespaltenheit
Im Vergleich mit älteren Befragungen ist auffallend, dass sich Frauen und Männer der Generation Z so uneinig sind wie in keiner anderen Generation. Die Einschätzungen zum Stand der Gleichstellung fallen unterschiedlicher aus als jene der älteren Generationen.
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Vereinbarkeit von Beruf und Familie
Die Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung in der Familie wird von vielen als tief eingeschätzt. Junge Frauen sehen die Aufteilung von Kinderbetreuung und Job noch negativer als ihre männlichen Zeitgenossen. Über alle Generationen hinweg denkt nur jeder vierte Mann und jede fünfte Frau, dass die meisten Eltern ihre bevorzugte Aufteilung der Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit leben.
Am negativsten äussern sich allerdings die Frauen der Generation X, die zwischen 1965 und 1980 geboren wurden. Und mehr als jede zweite berufstätige Frau sieht die Vereinbarkeit von Familie und Job als kritisch an.
Zwei Geschlechter oder mehr?
In allen Generationen sind Frauen häufiger der Meinung als Männer, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Ins Auge sticht besonders die deutliche Ablehnung der jungen Männer: Nur 23 Prozent der männlichen Generation Z stimmten der Aussage zu, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt. Bei den Frauen der Generation Z sind es immerhin 36 Prozent.
Hier zeigen sich sogar die männlichen Babyboomer toleranter: 39 Prozent von ihnen sind der Meinung, es gebe mehr als zwei Geschlechter – deutlich mehr als bei den Jungen.
Geschlechterquoten
Unterschiedliche Meinungen gibt es auch zu politischen Massnahmen. Während sich eine Mehrheit der jungen Frauen für Geschlechterquoten in der Politik und in Führungspositionen ausspricht, findet das nur ein Drittel der jungen Männer zielführend.
Bei der Wehrpflicht wünschen sie sich hingegen eine Pflicht für alle Geschlechter – während das nur 38 Prozent der Frauen wollen. Laut Bericht zeigt das: Das Bewusstsein für Gleichstellung hängt von der eigenen Betroffenheit ab.