Die Genossen der SP Unterwallis reden zu viel. Schon ab dem nächsten Parteitag werden die Männer darum in die Schranken gewiesen. Die Partei hat nämlich beschlossen, die Redebeiträge von Männern in der Partei zu beschränken.
Die Idee: Wenn sich drei Männer zu einem Thema geäussert haben, muss danach zwingend eine Frau oder eine Person anderen Geschlechts sprechen. Darauf hat sich eine klare Parteimehrheit mit 56 zu 14 Stimmen bei 6 Enthaltungen geeinigt.
Kein Maulkorb für Männer
«Es gibt keine Absicht, Männer zu zensieren», sagt Aude Rapin (35), Vizepräsidentin der SP Unterwallis. Es ginge lediglich darum, die Redezeit der verschiedenen Geschlechter auszugleichen. Man habe auch beschlossen, eine offizielle Statistik zu den Redezeiten erstellen zu wollen. Eine erste Umfrage hätte gezeigt, dass Männer an den Kongressen viel mehr sprechen als Frauen.
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Ob sich Frauen denn nicht aus eigener Motivation vermehrt zu Wort melden möchten? Frauen und Geschlechterminderheiten müssten weiterhin ermutigt werden, ihren Platz einzunehmen, so Rapin. Es brauche mehr Raum für die Meinungsäusserung derer, die am wenigsten sprechen.
Nicht die «wahren Prioritäten» der Partei
Auch viele Männer hätten dem Vorschlag zugestimmt. Einer, der sich allerdings dezidiert dagegen stellt, ist Sébastien Nendaz (42). Das sei ein «Schein-Engagement» und er lehne solchen «Wokismus» ab, wird er im «Walliser Bote» zitiert. Zu Blick wollte er sich dazu nicht weiter äussern. Er sei lediglich bereit, Fragen zu beantworten, die mit den wahren Prioritäten der SP zusammenhängen.
Die Abstimmung sei das Ergebnis eines vernünftigen Kompromisses, kontert Rapin die Kritik. Es gäbe schliesslich auch Raum für Ausnahmen: «Wenn sich nach drei Redebeiträgen von Männern erneut ein Mann melden möchte, findet eine Abstimmung statt.» Das würde das Bewusstsein für die ungleichen Sprechzeiten fördern und die Gleichstellung voranbringen.
Nationalrat Amoos schweigt schon jetzt
In der Unterwalliser SP-Sektion hofft man derweil, dass die Idee auch in die SP-Sektionen von anderen Kantonen aufgenommen wird. Die Überhand der Männer in Debatten sei ein systemisches Problem und nicht nur eines der SP Unterwallis.
Bis nach Bern dürfte die Idee jedenfalls nicht durchdringen. Der Walliser Nationalrat Emmanuel Amoos (43) schweigt nämlich schon jetzt: Er wollte sich nicht zu der Entscheidung seiner SP-Sektion äussern.