Die Schweiz feiert Geburtstag – und die SVP schämt sich fremd. Am Dienstag hat Bundesbern das 175-Jahr-Jubiläum der Bundesverfassung zelebriert, es ist die Geburtsstunde der Schweiz, wie wir sie heute kennen. Parlamentarier, alle Bundesräte und Gäste aus dem Ausland nahmen am Mittag am offiziellen Festakt teil, bevor dann am Abend das Fest für die breite Bevölkerung stieg.
Klingt nach einer trockenen Angelegenheit. Doch der Festakt liess die Emotionen ganz schön hochkochen – nicht im positiven Sinn. Die SVP ärgerte sich so sehr über das Programm, dass sie noch am selben Nachmittag ein gepfeffertes Communiqué verschickte.
«Peinliche Darbietung auf Klima-Kleber-Niveau»
«Was sich heute im Bundeshaus abspielte, war eine peinliche Darbietung auf Klima-Kleber-Niveau statt einer würdigen Feier zum Jubiläum der Bundesverfassung», heisst es darin. Als gewählte Volksvertreter habe man sich dafür nur fremdschämen können. Die Partei ärgert sich insbesondere über die «dümmlichen Klischees über die Romandie» und die «Verhunzung der Landeshymne». Über Letzteres hatte sich SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (44) zuvor bereits auf X ausgelassen.
So hat Kabarettist Joachim Rittmeyer (72) den Schweizer Psalm umgetextet – und sang, während er ein grosses Xylophon spielte – statt von Morgenrot und Strahlenmeer von «Fifa-Steuer 0 Prozent» oder «30 Bauern im Parlament». Zudem führten zwei Clowns als Moderatoren durchs Programm – einer der beiden als Weibel verkleidet.
Wo sind die Frauen?
Den leicht peinlich berührten Blicken manch eines Anwesenden zu schliessen, haben die Auftritte der Humoristen nicht nur die SVP-Vertreter höchstens mässig lustig gefunden. Wobei der Fifa-Seitenhieb durchaus für Lacher im Saal sorgte.
175 Jahre Bundesverfassung
Im linken Lager und den Frauen stiess indes etwas anderes sauer auf. Ausser Ständeratspräsidentin Brigitte Häberli-Koller (65) traten am offiziellen Festakt nur Männer ans Rednerpult. «Die Frauen waren nur für die Unterhaltung gut», stellt eine Grünen-Nationalrätin im Anschluss kopfschüttelnd fest. Offenbar habe sich in den 175 Jahren seit Verabschiedung der Bundesverfassung in dieser Hinsicht nicht viel geändert.
Bleibt zu hoffen, dass die öffentliche Feier bei der breiten Bevölkerung besser ankommt. (lha)