Auf einen Blick
- Patrouille Suisse wird eingestellt, Bundesrat und Parlament wollen sie abschaffen
- Anhänger prüften Volksinitiative, aber Chancen sind gering
- PC-7-Team könnte als Ersatz dienen, kostet nur ein Drittel
Mehr als 60 Jahre lang war die Patrouille Suisse der Stolz der Schweizer Armee. Sie stand für Präzision und Einsatzbereitschaft der Luftwaffe. Doch nun ist endgültig Schluss. Der Bundesrat um Verteidigungsministerin Viola Amherd (62, Mitte) will sie vom Himmel holen, und so möchte es auch das Parlament. Die F-5 Tiger-Kampfjets seien veraltet, der Weiterbetrieb zu teuer. Die rund 300 Millionen Franken für die nächsten zehn Jahre sollen lieber in die Verteidigungsfähigkeit des Landes gesteckt werden.
Anhänger der Kunstflugstaffel aber setzen sich weiter für deren Erhalt ein. Während der Wintersession übergaben Mitglieder des Patrouille-Suisse-Fanclubs eine Petition mit 8177 Unterschriften. Und sie prüften gar die Lancierung einer Volksinitiative. Aber nun ist auch diese letzte Hoffnung im Keim erstickt.
«Für mich ist das Thema erledigt»
«Es würde schon schwierig, die nötigen 100’000 Unterschriften für eine Initiative zusammenzubekommen, wenn keine Partei hinter dem Projekt steht und die Militärverbände gespalten sind», sagt Werner Salzmann (62). Der SVP-Ständerat hat sich von Anfang an für den Weiterbetrieb der Fliegerstaffel eingesetzt. Für eine Initiative sehe er aber nach intensiven Abklärungen kaum eine Chance.
Allein für das Unterschriftensammeln sei mit Kosten bis zu einer Million Franken zu rechnen. Für den Patrouille-Suisse-Fanclub mit seinen knapp 4000 Mitgliedern ist das kaum zu stemmen. «Doch sogar wenn die Unterschriften zusammenkommen, hat die Initiative vor dem Volk kaum eine Chance angesichts des Spardrucks beim Bund», meint Salzmann. «Deshalb ist für mich das Thema leider schweren Herzens erledigt.»
«Volksabstimmung hätte keine Erfolgsaussichten»
Salzmann ist damit nicht allein. Auch beim Patrouille-Suisse-Fanclub scheint der Widerstand gebrochen zu sein. Zwar glaubt Jacqueline Hofer (56), dass die nötigen Unterschriften zu schaffen wären. Doch: «Die Lagebeurteilung zeigt aufgrund der aktuellen politischen Lage, des anhaltenden Konflikts in der Ukraine und der Finanzsituation der Armee deutlich, dass eine Volksabstimmung derzeit keine Erfolgsaussichten hätte», sagt die Zürcher SVP-Kantonsrätin.
So stelle die Finanzierung einer Initiative für den Fanclub ein zu hohes Risiko dar. Und eine andere Organisation wird kaum in die Bresche springen. Denn sogar die Schweizerische Offiziersgesellschaft (SOG) schiesst gegen die Patrouille Suisse. Ein Festhalten «aus vorwiegend emotionalen oder traditionellen Gründen» sei nicht mehr vertretbar. Die Kosten rechtfertigten einen weiteren Betrieb nicht mehr.
Den Patrouille-Suisse-Fans hat Amherd im Ständerat zumindest ein Trostpflaster in Aussicht gestellt. Denn es sei unbestritten, dass diese einen Nutzen als Aushängeschild der Armee habe: «Eine Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe soll deshalb, wenn immer möglich, weiterbetrieben werden und weiterbestehen.»
«Das ist doch kein Ersatz»
Mittlerweile ist auch absehbar, wie die Lösung aussehen dürfte – wenn auch kaum unter dem Namen Patrouille Suisse. Denn die Armee hat schon heute eine zweite Kunstflugstaffel. «Mit dem PC-7-Team, das mit seinen neun Maschinen seit 35 Jahren spektakuläre und präzise Darbietungen zur Schau stellt, verfügen wir bereits heute über das notwendige Wissen und die Erfahrung», sagt Armeesprecher Stefan Hofer. Und: Die Turbinenpropellerflugzeuge sind deutlich günstiger – eine Flugstunde des gesamten PC-7-Teams koste nur rund ein Drittel einer Flugstunde eines einzigen Tigers.
Zufrieden zeigen sich die Anhänger der Patrouille Suisse damit allerdings nicht. «Das ist doch kein Ersatz», findet SVP-Ständerat Salzmann, «es lässt sich allein vom Tempo her gar nicht vergleichen.» Tatsächlich: Während die Tiger mit bis zu 1000 km/h unterwegs sind, nehmen es die PC-7 mit Tempo 120 bis maximal 500 km/h eher gemütlich. Am Aus der Patrouille Suisse aber wird das nichts mehr ändern.