«Es sind 5000 Soldaten im Einsatz»
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Panzer auf der A1:«Es sind 5000 Soldaten im Einsatz»

Panzer für Militärübung auf der Autobahn
«Pilum 22» prüft die Zukunft der Bodentruppen

5000 Soldaten sind seit einer Woche an der grössten Militärübung seit dem Kalten Krieg beteiligt. Am Montag zog die Armee an einer Medienkonferenz das Zwischenfazit. Die Truppe wurde gelobt – aber es gebe auch noch Dinge zu üben.
Publiziert: 28.11.2022 um 19:51 Uhr
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Aktualisiert: 29.11.2022 um 12:17 Uhr
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Das Militär rollt seit letztem Dienstag durchs Mittelland.
Foto: keystone-sda.ch
Thomas Müller

300 schwere, gepanzerte Fahrzeuge rollen seit letzten Dienstag durchs Mittelland. Hinzu kommen mindestens noch mal so viele leichte Fahrzeuge. Die grösste Übung seit Ende des Kalten Kriegs.

Zusammengezählt 250'000 Tonnen an Fahrzeugen und Soldaten werden dabei verschoben. Pilum 22 heisst die Übung, benannt nach einem römischen Wurfspeer. Eine spezielle Wortwahl: Das römische Pilum war nur einmal zu gebrauchen, nach dem Wurf war der Speer «futsch».

Zukunft der Bodentruppen

Die Übung überprüft die Zusammenarbeit der verschiedenen Truppengattungen für die Zukunft. Der Name soll denn auch nicht den Einmalgebrauch signalisieren, so Divisionär René Wellinger (56): «Er steht für eine entscheidende Wirkung über grosse Distanzen.»

Die Bodentruppen sollen in Zukunft leichter manövrierbar und flexibler werden. Die Übung soll den Grundlagenbericht «Zukunft der Bodentruppen» im echten Gelände mit heutigem Material überprüfen. Das Szenario: ein Konflikt in Europa, nördlich von Basel steht der Feind. Die Schweiz ist erst indirekt betroffen, aber bewaffnete Truppen sorgen für Unruhe. Ein hybrider Krieg.

Keine zusätzlichen Kosten

Heereskommandant Wellinger gibt Interviews auf der Autobahnbrücke Othmarsingen AG, während unten die Panzer von einem erfolgreichen Einsatz zurück zur Einsatzzentrale rollen. Der Fahrtlärm der Panzer übertönt den Übungsleiter. Um 1 Uhr nachts gab er den Auftrag: Ein fiktiver Gegner steht in Birrfeld und soll neutralisiert werden.

Brigadier Gregor Metzler (55) ist Chef der beübten Truppe, der mechanisierten Brigade 11. «Ich bin müde, aber glücklich», sagt er. Während der Übung seien ihm teils nur drei Stunden Schlaf vergönnt – auch für den Chef nur im Schlafsack. Zusätzliche Kosten werden die Einsatzstunden nicht verursachen, alles wird im Rahmen von WKs geleistet.

Engagement und Ernsthaftigkeit

Metzler ist zufrieden mit seinen Soldaten. Er lobt das Engagement der Truppen. Sie hätten eine grosse Ernsthaftigkeit an den Tag gelegt, gerade bei den Einsätzen unter dem Kommando der Blaulicht-Organisationen. Denn drei Nächte waren die Truppen mit der Kantonspolizei Aargau im Einsatz, etwa bei Polizeikontrollen. Man will enger mit den zivilen Behörden zusammenarbeiten.

An der Medienkonferenz das Zwischenfazit: Lob für die Truppen, doch der gemeinsame Einsatz mit Sonderoperationskräften und der Kampfmittelbeseitigung müsse noch mehr geübt werden. Zudem holperte es teils bei der Kommunikation über die grossen Distanzen. Mit den Cyber-Truppen hätte die Zusammenarbeit hingegen gut funktioniert.

Wie die Übung für die einfachen Soldaten war, lässt sich nur schwer herausfinden. Sie geben sich wortkarg. Ob die grosse Übung eine willkommene Abwechslung gewesen sei? «Ja», sagt einer. Wie das Erlebnis gewesen sei? «Gut.»

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