Bürgerliche sind empört. Sie werfen der neu gewählten GLP-Ständerätin Tiana Moser (44) vor, das Zürcher Wahlvolk geblendet zu haben. Um ihre Chancen im Zweikampf gegen SVP-Konkurrent Gregor Rutz (51) zu verbessern, habe sie sich als Bürgerliche ausgegeben. Am Wochenende aber gab Moser bekannt, dass sie in der neuen Legislatur mit den Grünen eine Gemeinschaft bilden will.
«Alle, die sich für Tiana Mosers Wahl eingesetzt haben, erleben nun ihr grünes Wunder», wettert FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (42) auf X. «Ihr habt alle eine Grüne und keine Liberale gewählt. Ihr habt euch blenden lassen.»
Für Bürgerliche eindeutige Sache
Auch die «NZZ» wirft Moser vor, ausgerechnet mit jener Partei eine Allianz einzugehen, die sich ausgesprochen wachstums- und wirtschaftsfeindlich gebe. Für den Zürcher SVP-Präsidenten Domenik Ledergerber (36) ist das «ganz klar ein politischer Entscheid», wie er zitiert wird. «Man geht in eine Gruppe, in der man sich politisch zu Hause fühlt.»
Blick-Recherchen zeigen aber: Moser hat von den Bürgerlichen davor einen Korb gekriegt. Zwar soll zuvor tatsächlich bereits ein Deal mit den Grünen bestanden haben. Nachdem diese bei den Ständeratswahlen aber empfindliche Verluste erlitten hatten, sei die Abmachung hinfällig geworden, heisst es.
Hierauf habe die frischgebackene Ständerätin Moser bei der Mitte-Partei angeklopft. Das bestätigen mehrere voneinander unabhängige Quellen. Moser selber war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
«Mitte muss sich nicht mehr bei anderen anbiedern»
Mitte-Präsident Gerhard Pfister (61) soll eigentlich gerne langfristig den Mitte-Block stärken wollen. Eine Annäherung zu GLP-Moser hätte dazu gut gepasst. Das sehen viele Mitte-Ständeräte aber anders: Bei ihnen wird eine Aufnahme Mosers grossmehrheitlich abgelehnt. «Wir haben einen starken Bauern-Block: Wenn dieser nur schon hellgrün hört, löst das gleich Abwehrreflexe aus», kommentiert ein Mitte-Politiker.
Zudem sei die Mitte-Gruppe im Ständerat inzwischen relativ gross. «Man hat mittlerweile eine gewisse Position, ein gewisses Selbstvertrauen und muss sich nicht mehr bei anderen anbiedern», heisst es aus der Partei. Eine gewisse Homogenität in der Gruppe werde darum bevorzugt. Gleichzeitig könnte es eine Herausforderung sein, jemanden in der Gruppe zu haben, der eigentlich zu einer anderen Fraktion angehört: «Das kann zu Friktionen führen. Die Mitte ist darum zurückhaltend.»
Mehr Gewicht bei Grünen
Weil Moser im Ständerat aber die einzige Grünliberale ist, ist es von Vorteil, wenn sie sich einer Gruppe anschliesst. So kann sie ihre Bedeutung im Stöckli von Anfang erhöhen.
Kommt hinzu, dass Moser offenbar in der kleinen Gruppe der Grünen gewisse Ansprüche bei der Verteilung der Kommissionssitze stellen konnte. Bei der Mitte-Fraktion hätte sie hinten anstehen müssen.